Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

10. September 2004

Hong Kong Reisebericht Teil 6

Filed under: Reiseberichte — Merrit @ 18:31

Wenn ich heute noch wirrer schreibe als sonst und mich ein wenig kuerzer fasse, mich hat das FlugAIDS erwischt, meine Nase ist rotzig, meine Augen trielig, mein Kopf ist aua, meine Ohren lahm und meine Beine grau. Scheiss Klimaanlagen.

Ich liebe einfach die Octopus-Karte. Man laed die unpersonalisierte Karte auf und kann damit dann einfach Faehre, Bus und Bahn bezahlen in dem man die Karte an das Ablesefeld haelt. Bei der U-Bahn merkt sich dadurch die Karte erst die Einstiegsstation und beim Auschecken am Zielort wird der verfahrene Betrag abgebucht. Aber nicht nur das. An einigen Automaten kann man mit der Karte Getraenke kaufen, bei 7Eleven bezahlen und noch einiges mehr. Kein unnoetiges Muenzen mit sich herum schleppen (es wird kein Wechselgeld gegeben), keine Unklarheiten bezueglich des Fahrpreises (kein Wechselgeld wenn dir ein Chinese auf „englisch“ sagt wie teuer die Fahrt ist… das ist unangenehm) UND man bekommt die Tickets auch noch guenstiger.
Einfach klasse.
Heute fing der Tag richtig gut an. [i]Der Gastgeber[/i] und [i]Frau N.[/i] wollten eigentlich einen Kurzurlaub machen der (Ohhhh, wie schade) aber irgendwie dann doch nicht durchzufuehren war. Da[i]Der Gastgeber[/i] aber heute frei hatte wurde erst ausgeschlafen (oh wie fein) und dann lecker Pfannekuchen mit Mango und/oder Apfel gefruehstueckt.
Bis wir zwei wandelnden Schwiessflecken uns endlich aus dem Haus quaelten war’s dann auch schon recht spaet und so beschlossen wir nur kurz ueber diverse Maerkte zu schlendern. Nach dem Motto „schau’n wir mal wo wir raus kommen wenn wir hier langgehen“ liefen wir erst ueber den leider erst im Aufbau begriffenen Night Market (ja, der Name ist tatsaechlich woertlich zu nehmen…. scheiss Ladies Market) auf dem allerlei Schund (oh Wunder) verkauft wurde, dann ueber einen namenlosen Gemuesemarkt bis wir uns dann endlich ueberraschender weise vor dem Jade Markt wiederfanden auf dem neben allerlei Jadekram (goil goil goil) auch Boxen (obergoil) in vielen Farben und Formen feilgeboten wurden…. Ach wenn wir doch mehr Platz haetten in unseren Rucksaecken. Na, wenn’s am Ende nicht reicht kaufen wir halt einfach noch einen Rucksack fur kleines Geld.

So, kleines krankes Merrit muss jetzt in’s Bettchen, morgen geht’s wieder auf die Firmenyacht, hoffen wir mal dass das Wetter ein wenig besser wird als in den letzten Tagen und auch meine Gesundheit wieder aufklart.
Liedtip: Boehse Onkelz, Nichts ist fuer die Ewigkeit.

9. September 2004

Hong Kong Reisebericht Teil 5

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 16:12

Mein heutiges Vorwort geht ueber die in HKRB 3 erwaehnte Hoeflichkeit der Chinesen. Heute zeigte sich ein deutliches Problem. Verloren suchten wir nach einem im Reisefuehrer beschriebenen Ziel, konnten es aber leider nicht finden. Was tut man in Deutschland in einer solchen Situation, man fragt die Eingeborenen. In China sollte man das niemals tun, wie ich schon erwaehnte. Nur wurden wir aber diesmal von keinem Chinesen freiwillig angessprochen, so dass wir unser Ziel leider nicht erreichen konnten.
Vielleicht wollen die Chinesen also gar nicht hoeflich sein, das ist vielmehr nur ein Geruecht der Chinakenner. Die Chinesen wollen nicht von wildfremden Leuten auf der Strasse angesprochen werden, wollen nicht mit ihrem erratenen Englisch Wege erklaeren. Darum gibt es auf aufdringliche Fragen nach dem Wege hanebuechene Antworten, die sich die Chinesen beim gemeinsamen Berauschen an den Raeucherstabchenoefendueften gegenseitig erzaehlen. Wer die meisten Touris in die entlegensten Stellen geschickt hat gewinnt und bekommt einen Glueckskeks. Natuerlich wird das immer schwieriger da sich immer weniger Touris was zu fragen trauen, aber das ist eh das Ziel.
Nun zum Tag.

Das phantastische Duo stand heute frueh auf, auch wenn ein duesterer Himmel lockend sagte „Bleibet liegen, meine Schaefchen“. Unser heutiger Plan verbot eine Verzoegerung des Aufbruchs, wir wollten wieder nach Lantau, der groesste sitzende Buddha der Welt darf sich einer Betrachtung durch uns nicht entziehen, dachten wir jedenfalls. So machten wir uns also auf mit der Faehre nach Central, weiter nach Mai Wo. Insgesamt dauerte dieses Fahren schon eineinhalb Stunden, so dass unser Hunger sich meldete. Wir assen wieder am grossen Mui Wo Essensmarkt, wo wir prompt von der Bedienung erkannt wurden, auch wenn wir das erste Mal bei einem anderen Stand gegessen hatten. Aber so tolle und schoene Kerls wie uns, die vergisst man nicht so schnell. Nach dieser physischen aber auch emotionalen Staerkung zogen wir nach Buddhaland. Dazu nahmen wir einen kleinen Bus auf Bergstrassen zum Kloster Po Lin.
Wir stiegen aus unserem Vehikel und sahen nichts. Eine riesigen Nebelwolke huellte uns ein, huellte den Bus ein, verbarg alles jenseits der fuenfundzwanzig Meter Grenze. Wir liefen ein wenig ziellos durch die Gegend, suchten interessante, sichtbare Teile des Klosters und stolperten ueber eine chinesische Ausstellung ueber die Verbindungen der Buddhisten mit der Qing Dynastie aus der man irgendwie ableiten konnte, dass Tibet schon immer zu China gehoert. Nach dieser Portion Propaganda fuehlten wir uns gestaerkt fuer den Aufstieg ueber achtzehn mal sechszehn Treppen zum SuperBuddha. Hechelnd, stoehnend und von Kopfschmerzen zerpocht (zumindest ich) erreichten wir den KrassenKerl. Leider entzog sich der kleine Stinker durch eine dichte Nebelwolke, er zeigte uns nur seine rechte Hand. Es haette genausogut ein Stinkefinger sein koennen.
Wir machten ein paar Photos, auf denen man wunderschoen die Feuchtigkeit betrachten kann, die uns so umschwirrte. Wir hatten uns eine Eintrittskarte fuer die oberen Etagen des Buddhas geholt, doch leider waren die dortigen Ausstellungsstuecke langweilig und die dritte Etage eh gesperrt. Der weitere Wert dieser Karte war aber ein Essengutschein, so dass wir uns bei leckerem Tee an Tofu und komischer Suppe guetlich taten, Buddhisten sind ja Vegetarier. Nachdem wir uns dort zum zweiten Mal vollgestopft hatten, ging es weiter nach TungChung, wo uns ein Fort erwarten sollte. Doch vor dem Betrachten steht das Finden. Wir liefen also mit einer ungefaehren Beschreibung durch den Reisefuehrer in eine vage Richtung. Dort bemerkten wir eine Eigenart der chinesischen Strassenbauweise. Es werden Wege beendet, ohne dass man darauf hingewiesen wird, dass sie enden koennten. Da wir aber auch zu faul waren umzukehren, mussten wir ueber einen Ebbestrand laufen, Feldwege benutzen und ueber Absperrungen klettern, da uns das drei Mal passierte. Nach dem wir 2 endende Wege gemeistert hatten, fanden wir eine Karte, auf der wir die Position der TungChung Batterie festmachen konnten. Leider uebersahen wir diese beim ersten Hinlaufen. Erst beim Rueckweg bemerkten wir die paar Brocken Steine, die historisch wertvoll genannt werden sollen. Fuer mich sah es leider eher aus wie, nun ja, ein kleiner Haufen Steine. Zum Glueck gab es jedoch an einer nahegelegenen Wand eine erklaerende Tafel, die uns sagte, dass das nahegelegen Fort 1000m Meter suedlich zu finden sei. Da wir uns, wie oben erzaehlt, nicht mehr trauen Eingeborene zu fragen, liefen wir die einzige suedlich fuehrende Strasse entlang, kamen aber nach kurzer Zeit wieder an eine Sackgasse. Es weit und breit nichts von einem Fort zu sehen. Ein wenig frustriert liefen wir zur naechsten U-Bahnstation und fuhren zurueck nach Central und von dort nach LamMa.
Trotz dieser mageren „Sichterfolge“ war es wieder ein interessanter Tag, vor allem war es heute mal nicht bruelleheiss und wir schwitzten nur ein bisschen.

8. September 2004

Hong Kong Reisebericht Teil 4 ????

Filed under: Reiseberichte — Merrit @ 17:35

So alles in allem war ich sicher ein Jahr in Schweden. Alle Urlaube zusammengerechnet wird das so hinkommen. Oft hatten wir Glueck mit den Muecken, manchmal Pech und wir wurden schier gefressen von ihnen. So langsam dachte ich eigentlich mit ihnen zurecht zu kommen, eine gemeinsame Basis gefunden zu haben. Ich wurde selten gestochen und die Stiche juckten nur wenig. Worauf ich nicht vorbereitet war, sind die Muecken in HongKong. Wenn man eine sieht, was eh schon recht selten vorkommt, ist man schon mindestens 3 mal gestochen und hat noch 10 Sekunden bevor die Stiche anfangen zu jucken. Diese Mistdinger haben eine eingebaute Juckverzoegerung, um abhauen zu koennen, bevor man sie bemerkt. Immerhin sind sie leise im Anflug und man wird nicht im Schlaf gestoert, wenn sie sich an einem guetlich tun. Nett ist natuerlich auch, dass sie zwar kleiner als ihre westlichen Verwandten sind, aber trotzdem teilweise gut sind fuer 2Eurostueck grosse Quaddeln. Wenn ich nur wuesste, ob es die Muecken sind die auf den „Beware of Dengue-Fever“-Plakaten abgebildet sind……

Fuer den heutigen Tag standen nur drei Punkte auf dem von unseren Gastgebern ausgearbeiteten Plan:
Tot -> Ausschlafen / Aberdeen / Stanley
Nach dem geplanten, aber aus Zeitmangel nur halb durchgefuehrten gestrigen Extreme-Marketgoing-Day, war der angedachte ruhige Tag sicher gut gemeint, aber Grimm und ich wollten nicht schon wieder zu spaet aus dem Haus und den halben Tag vertroedeln, wollten lieber mit etwas mehr Zeit und dadurch mehr Flexibilitaet durch die Gegend fahren. Also quaelten wir uns frueh, oh so frueh aus dem Bett, um auch ja eine fruehe Faehre zu erwischen. Und was fuer ein uebler Streich des Schicksal, es regnete. Es goss, kuebelte, kam unter wie Stier, ueberschwaemmte die Strassen…. es war wirklich heftig. Und waehrend Grimm und ich uns grummelnd in das schwere Schicksal ergaben die Zeit bis zu besserem Wetter mit Lesen und Computern tot zu schlagen, muesste [i]Frau N.[/i] zu einem Geschaeftsessen… nur bewaffnet mit einem kleinen Knirps. „Bows and arrows against the lightning“, so ein armes Maedchen, sie hatte unser volles Mitleid… oder so.
Als dann endlich kein Wasser mehr vom Himmel kam (wer uebrigens denkt der Regen habe irgendeine Erfrischung gebracht irrt), haben sich die normalen Menschen Grimm und Merrit wieder in die Welt begeben, um als [i]die zwei Schwitzenden[/i] HongKongs Inselwelt zu erkunden.
Aberdeen. Ja, klar, gibt es auch in Schottland, aber das haetten wir unmoeglich mit der Faehre von LamMa Island in nur 25 Minuten erreicht, es muss also ein anderes gewesen sein, was auch sehr schnell deutlich wurde, als wir ankamen. In Schottland waere uns sicher nicht gleich am Faehranleger eine penetrante Chinesin hinterhergelaufen, die uns mit einem nahezu unverstaendlichen Kauderwelsch eine Fahrt mit einer der haufenweise im Hafenbecken herumtreibenden Sampans (Sampas?) aufschwatzen wollte. Vielleicht haette sie uns nicht volle 500m verfolgt, wenn noch andere Touristen mit uns in Aberdeen gewesen waeren. Leider stellte sich in unseren wenigen Stunden in Aberdeen heraus, dass diese Frau fuer Aberdeener Verhaeltnisse nur durchschnittlich nervend war, der Rest der „Hawker“ hielt locker mit ihr mit.
Die Stadt an sich war, so weit wir in sie eindrangen, aermlich bis verkommen mit den ueblichen Ausnahmen gewisser noblerer Wohnsilos in deren Parkhaeusern sich -wie in HongKong ueblich- deutsche Nobelkarossen stapelten. Der Hafen mit seinem ‚Taifun shelter‘ war schoen anzuschauen und die fremdartigen Boote tolle Photoobjekte. Leider draengte die Zeit zum Aufbruch und so schafften wir es nicht mehr die aermlichen Bootsreparatureinrichtungen anzuschauen.
Kurz vor unsererAbfahrt nach Stanley stolperten wir auf einer Schautafel ueber ein wirklich interessantes Detail: Frueher hiess die Ortschaft Aberdeen HongKong. Leider verstanden die ersten Siedler das als Begriff fuer die gesamte Insel und als sie ihren Irrtum bemerkten war es -fuer sie- zu spaet oder zu umstaendlich es sich wieder abzugewoehnen. Aus der kleinen Ortschaft HongKong wurde auf Grund ihrer geographischen Aehnlichkeit mit einer gewissen schottischen Stadt die kleine Ortschaft Aberdeen und die Insel wurde fuerderhin HongKong genannt.

Stanley, eine kleine Busfahrt entfernt, ist sehr europaeisch fuer HongKong. Wir sahen viele Europaeer und Amerikaner, alles war viel ruhiger als zum Beispiel das 27 000 Einwohner/sKm Mong Kok und irgendwie…. anders. Die Kneipenzeile am Hafen haette such auch in Port Grimaud befinden koennen. Der Stanley Markt ist unaufgeregt und wo man beim Ladies Market alle 2 Meter in irgend einen Ladenstand gezogen wurde (mit spitzen Fingern, wir erinnern uns an die allgegenwaertigen Schweissflecken…), schauten die Verkaeufer hier erst auf, wenn man sich laengere Zeit mit etwas beschaeftigte was in ihrer Auslage lag, wie zum Beispiel ganz ordentliche Fernglaeser fuer 200HK$ also 25 Euro VHB. Aber da uns der Ladies Market mehr zusagte, das Wetter immer noch komisch war und ueberhaupt, wurde nichts gekauft.
Ein kleiner Schrein ueber den wir auf der Suche nach einem „ancient well“ fast stolperten war, zumindest fuer mich, der Hoehepunkt des Tages. Wer jemals in Stanley nach dem „ancient well“ suchen will, waere gut beraten eine Familienpackung Autan mit zu bringen. Sollte ich dabei sein…. nicht vergessen mich auf dem Rueckweg aus dem Kaffee am Strand ab zu hohlen.
So, klein Merrit muss jetzt schlafen, morgen sieht’s ein wenig stressig aus. Zum Glueck ist da Grimm dran mit der Zusammenfassung. Bis uebermorgen dann.

Hong Kong Reisebericht Teil 3 ???

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 06:21

Nachdem gestern abend recht wenig Zeit war den Bericht zu schreiben, kann ich nun den heutigen Morgen dazu nutzen, da uns gerade tropischer Regen vorgestellt wird.

Unsere Tagesplanung wurde ein wenig durcheinandergebracht, wir verpassten die Faehre die uns zu einem interessanten Punkt bringen sollte um 5 Minuten, so dass wir stattdessen eine andere nehmen mussten. Ich liess bald Merrit die Fuehrung uebernehmen, da ich immer wieder zu dem vorherigenen Ziel laufen wollte. Nachdem ich es irgendwann in meinen Schaedel bekommen hatte, dass unser Ziel nicht mehr Aberdeen sonder der Hong Kong Peak war, versuchte ich mich auch in der Wegfindung, wohl wissend, dass ich keine Ahnung hatte.
Bei einer guenstigen Gelegenheit bogen wir in eine enge Einkaufsstrasse ab, die uns vom Weg zum Peak abbrachte. Leider nicht soweit wie ich gehofft hatte, aber immerhin ein wenig. Ich habe in einem Urlaub in Dublin gelernt, dass die ahnungslose Methode eine Stadt zu erkunden sehr interessant sein kann, weil man nicht in den ausgetretenen Pfaden der Tourifuehrer laeuft. Nach dem uns ein hilfsbereiter Chinese auf den richtigen Weg zur Peak Tram gebracht hatte – Kurzer Einwurf, wenn man von den Einheimischen angesprochen wird, ist die Information verlaesslich, so meine Erfahrung, spaeter mehr-, kamen wir auch schon in den Strom der anderen Touris. Mit der Bahn wurden wir auf den Berg gefahren, mussten oben erstmal den Ausgang aus der Souvenirhoelle finden und konnten dann den Ausblick auf ein diesiges Hong Kong geniessen. Der Peak war also eine ziemliche Enttaeuschung. Wir fanden einen Fussweg nach unten und erkannten dabei, dass die Chinesen in HK eine gewaltige Furcht vor der ungebaendigten Natur haben. Beinahe der komplette Hang, den wir herunterliefen, war mit einer 10-20cm dicken Betonschicht versehen, so dass sich auch wirklich kein Kruemel Erde loesen kann. Safe slopes save lives.
Der Fussweg war auf jeden Fall interessanter als die alberne Bahn und brachte uns noch einmal nahe, was tropische Hoelle bedeutet. Vollkommen durchschwitzt kamen wir am Treffpunkt an, bei dem wir Frau N. trafen. Mit ihr fuhren wir per MTR (U-Bahn) zum Ladies market. Nein, auch wenn wir natuerlich den Witz reissen mussten, dort gibt es keine Ladies zu kaufen. Es gibt einfach nur unglaubliche Mengen an Schund und Schrott zu kaufen, aber auch interessante Schnaeppchen. So konnte ich einen schoenen grossen Rucksack fuer nur 105 HK$ (ca. 12,5 Euro) sichern. Mit Hilfe von Frau N. hatte ich es geschafft diesen von 160 HK$ (ca. 20 Euro) so tief zu druecken. Das Handeln hatte richtig Spass gemacht. Auch 160HK$ waeren ein guter Deal gewesen, aber warum Geld verschenken? Merrit kaufte sich noch ein T-Shirt und ein paar andere Sachen, waehrend Frau N. bei mehreren Gelegenheiten zuschlug. Nach einer Staerkung in einem versteckten Lokal machten wir uns nun auf die Suche nach dem Flower Market, dort werden tatsaechlich Blumen und Pflanzen verkauft.
Bei der Suche wurde wir nur leider drei Mal Opfer der krankhaften chinesischen Hoeflichkeit, wenn Chinesen einen Weg nicht wissen, erzaehlen sie dir halt irgendeinen, einfach nur, um nicht zugeben zu muessen, dass sie keine Ahnung haben. Bei Ladenbesitzerin Kuh Nr.1 erfuhren wir die falsche MTR Station, an der wir aussteigen sollten, bei Mr. Ich-rede-so-als-haette-ich-Ahnung konnten wir dann einen sehr detaillierten falschen Weg in Erfahrung bringen, bei Mr. Ich-habe-offensichtlich-keine-Ahnung,-verarsch-euch-aber-dennoch konnten wir ein weiteres Mal wirr durch die Gegend laufen. Erst ein Taxi, dass wir zur verzweifelt zur Fortbewegung nutzten, brachte uns an den ersehnten Markt. Dort endlich angekommen waren leider die ausgestellten Bonsai recht langweilig, wenn auch erstaunlich guenstig. Fuer grosse, gut aussehende Bonsai, leider nicht im Flugzeug transportabel, zahlte man 60-100 Euro. Nach laengerem Durchsuchen des Marktes konnte Frau N. sich aber noch zwei gute Modelle erhandeln. Mit zwei schweren Tueten bepackt ging das phantastische Duo + Eins zum naechsten Taxi und liess sich zur Computer-Meile Hong Kongs chauffieren. Dort trafen wir unseren Gastgeber und gingen mit ihm Shoppen, da sein Rechner erst vor zwei Tagen seinen alten Geist aufgegeben hatte. Nach ein wenig umgucken gerieten wir an einen Laden, in dem meine Traeume wahr wurden. Gute Auswahl, gute Beratung, Ahung von der Materie, alles vereint in einem Laden. Nach einer Stunde des Auswaehlens fragten wir nach der Bauzeit fuer den Rechner. Wir sollten in einer halben Stunde zurueckkommen, dann waere er fertig. Auf die Rueckfrage, wann sie denn schloessen (es war bereits 19:30), gaben sie uns die erstaunliche Antwort, sie schloessen erst dann, wenn wir den Rechner auch geholt haetten. Freundlichkeit und Flexibilitaet, kein Problem. Einen derartigen Laden habe ich bisher noch nicht in Deutschland gefunden, das ist ein verdammter Jammer.
Nachdem wir dann den Rechner abgeholt hatten fuhren wir dann auch nach Hause, kamen erst um 10 Uhr abends hier an.
Ich gebe ab an Merrit.

6. September 2004

HongKong Reisebericht Teil zwei ??

Filed under: Reiseberichte — Merrit @ 18:19

Wer kennt nicht die Szene aus „Amazonen auf dem Mond“ als die tapferen Erdlingsraumfahrer auf dem Mond aus ihrem Raumschiff stiegen, den Helm abnahmen und sagten: „Geliebtes H2O“. Oft haben wir darueber gelacht und ueberheblich damit geprahlt es besser zu wissen. Heute wissen wir: Der Film muss in HongKong gedreht worden sein und der Satz hat seine absolute Berechtigung. Der „Fehler“ ist keiner und jeder Morgen sieht das gleiche Schauspiel. Grimm und ich kommen aus dem klimatisierten, kondensationsgetrockneten Schlafzimmer strecken uns ein wenig und begeben uns in die Wasserdampf geschwaengerte Luft der Welt ausserhalb unserer 4,5 sqm Schlafstaette, lassen uns von 94% Luftfeuchte umschlingen und denken waehrend sich zu der Feuchte der Luft die aus unseren Poren gesellt (weit ironischer als die Raumfahrer im Film) „Geliebtes H2O.“
Na, aber [i]die schwitzenden Zwei[/i] lassen sich natuerlich nicht von delokalisierten Wassermassen aufhalten und darum haben wir auch heute unser ach so lieblich kuehles Domizil verlassen um uns ein wenig den Wundern HongKongs zu widmen, die Wunder der Zivilisation wehmuetig hinter uns lassend. Heute, Dienstag der….. Mist…. irgendwann im September…. steht die Insel LanTau auf dem Programm. Fast doppelt so gross wie HongKong Island lockt sie (laut Reisefuehrer) mit allerhand interessanten Ausflugszielen wie der weltgroessten sitzenden Buddastatue, buddistischen Kloestern, einem christlichen Kloster (das erste mal das ICH von den Trappisten gehoert habe), einer Burg gegen Piraten, malerischer Natur und natuerlich dem kleinen Ort TaiO der wegen seiner Pfahlbauten gerne als das Venedig HongKongs bezeichnet wird, aber dazu spaeter.
Vielleicht haetten wir uns den Reisefuehrer ein wenig frueher und genauer ansehen sollen, dann waeren wir sicher nicht erst gegen 12Uhr aus dem Haus gegangen und vielleicht haette uns auch die 50 minuetige Faehrfahrt von HongKong Central nach MuiWo auf LanTau nicht ueberrascht. So kamen wir immerhin puenklich zum Mittagessen in MuiWo an und besuchten gleich den „Foodmarket“ (Grimm: „8 Buden gleich Foodmarket zu nennen ist ein wenig euphemistisch“) auf und entschieden uns nach reichlicher Ueberlegung und Begehung des Areals fuer die erste „Bude“ in der es neben kostenlosem exzellentem gruenen Tee fuer 35 HK$ (etwa 4,3 Euro) natuerlich auch etwas zu essen gab…. Der Tee war wirklich gut.
Mittlerweile mit sehr stattlichen und sehr touristischen Schweissflecken auf den Hemden ausgestattet machten wir uns auf die ebenfalls 50 Minuetige Bustour ueber die Insel, vorbei an wunderbarer Vegetation entlang einer engen Bergstrasse mit einer Baustelle jeden Kilometer, die vielleicht stoerend gewesen waeren, haetten wir nicht die eindrucksvolle fremde Natur und den einen oder anderen phaenomenalen Ausblick um uns gehabt um uns abzulenken.
TaiO hat mit Venedig ungefaehr so viel gemein wie… na ja, zwei Staedte eben ,die nur gemein haben, dass ihre Haeuser vom Wasser umspuehlt werden. Ich war noch nie in Venedig aber ich glaube nicht, dass es aus baufaelligen winzigen Baracken auf Stelzen aufgebaut ist und penetrant nach Fisch stinkt. Oh, es war faszinierend, wunderbar, schockierend und einfach so wunderbar das Grimm und ich den ganzen Tag hier verbracht haben, durch enge Gassen wandernd, nicht wissend wo wir zuerst hinschauen sollten. Es war eine fremde Welt in der Menschen mit einfachsten Mitteln, Treibgut teilweise, Huetten in eine Bucht gebaut hatten und diese unter teilweise unter Bedingungen bewohnten, die einfach nicht in eine Welt zu passen scheint, die mit einer Schnellfaehre nur 25 Minuten von einer 7,5 Millionen Einwohner Metropole wie HongKong entfernt ist.
Wir sahen klischeehaft alte Leute Domino spielen, eine Hausfrau ueberraschend gruendlich ihre Kochgelegenheit schrubben, mehr Arten Fisch getrocknet, als ich bisher irgendwie zubereitet gesehen habe und auch mehr Arten der Trocknung, als ich fuer moeglich gehalten hatte. Fisch in allen Variationen, lebend wie tot, wurde zum Kauf angeboten. Mit der Vielzahl der optischen Eindruecke kamen die Gerueche. Getrockneter Fisch stinkt nicht einfach… er raecht sich fuer seinen Tod. Und so erfolgreich ich seine Rache auch empfand, so wurde sie doch relativiert. Trotz seines penetranten Gestankes ist ein getrockneter Fisch nur ein Anfaenger in sachen Rache. Die wahren Meister sind Krabben, Sie stellen die lauen Lueftchen mit denen tote Fische sich gehoer verschaffen mit Leichtigkeit in den Schatten. Sie haben Helfershelfer unter den Menschen gefunden, die sie in Faessern einlegen, dann durch den Fleischwolf drehen und die violette Paste dann auf runden, metergrossen, flachen Bastkoerben zum Trocknen auslegen, auf einer Strecke, die unmoeglich ein normaler Tourist mit angehaltenem Atem ueberbruecken kann. Der eine oder andere Schrein, sanft nach den gerade nicht brennenden Raeucherstaebchen duftend, war wahre Labsahl, nicht nur fuer die Nase.
Mit Schweissflecken, von denen wahrscheinlich noch Generationen TaiOer Fischer ihren Enkeln kuenden werden, waren wir gegen 17Uhr wieder am TaiOer Busbahnhof und entschlossen uns, ob der Dunklen Wolken und der Aussicht auf 3h Heimweg, eben diesen genau jetzt anzutreten und die anderen Punkte auf unserer Liste auf einen anderen Tag zu verschieben. Zu unserem Glueck entschied sich der komplette Regen der letzten 4 Tage genau in der Zeit zu fallen, die wir im Bus verbrachten, was die vom Hinweg bekannte Szenerie um einige bombastische Miniaturwasserfaelle entlang der Strasse bereicherte und uns, gluecklich vom Regen verschont, zufrieden die Faehre besteigen liess mit einem ereignisreichen Tag hinter uns und der Aussicht auf -mindestens- einen weiteren auf LanTau.
Unserer Schweissflecken entledigt, immer noch leicht nach der Rache der Fische mueffelnd, lassen wir uns nun den Bauch von einem Ventilator umwehen, bevor wir uns ins Bettchen hauen, um Kraft zu sammeln fuer die ungefaehr 20 Maerkte, die morgen auf dem Programm stehen. Wenn wir rechtzeitig aufstehen, schaffen wir vielleicht ja sogar die Haelfte…. Aber das wird dann natuerlich wieder Grimms Geschichte werden.

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