Nachdem gestern abend recht wenig Zeit war den Bericht zu schreiben, kann ich nun den heutigen Morgen dazu nutzen, da uns gerade tropischer Regen vorgestellt wird.
Unsere Tagesplanung wurde ein wenig durcheinandergebracht, wir verpassten die Faehre die uns zu einem interessanten Punkt bringen sollte um 5 Minuten, so dass wir stattdessen eine andere nehmen mussten. Ich liess bald Merrit die Fuehrung uebernehmen, da ich immer wieder zu dem vorherigenen Ziel laufen wollte. Nachdem ich es irgendwann in meinen Schaedel bekommen hatte, dass unser Ziel nicht mehr Aberdeen sonder der Hong Kong Peak war, versuchte ich mich auch in der Wegfindung, wohl wissend, dass ich keine Ahnung hatte.
Bei einer guenstigen Gelegenheit bogen wir in eine enge Einkaufsstrasse ab, die uns vom Weg zum Peak abbrachte. Leider nicht soweit wie ich gehofft hatte, aber immerhin ein wenig. Ich habe in einem Urlaub in Dublin gelernt, dass die ahnungslose Methode eine Stadt zu erkunden sehr interessant sein kann, weil man nicht in den ausgetretenen Pfaden der Tourifuehrer laeuft. Nach dem uns ein hilfsbereiter Chinese auf den richtigen Weg zur Peak Tram gebracht hatte – Kurzer Einwurf, wenn man von den Einheimischen angesprochen wird, ist die Information verlaesslich, so meine Erfahrung, spaeter mehr-, kamen wir auch schon in den Strom der anderen Touris. Mit der Bahn wurden wir auf den Berg gefahren, mussten oben erstmal den Ausgang aus der Souvenirhoelle finden und konnten dann den Ausblick auf ein diesiges Hong Kong geniessen. Der Peak war also eine ziemliche Enttaeuschung. Wir fanden einen Fussweg nach unten und erkannten dabei, dass die Chinesen in HK eine gewaltige Furcht vor der ungebaendigten Natur haben. Beinahe der komplette Hang, den wir herunterliefen, war mit einer 10-20cm dicken Betonschicht versehen, so dass sich auch wirklich kein Kruemel Erde loesen kann. Safe slopes save lives.
Der Fussweg war auf jeden Fall interessanter als die alberne Bahn und brachte uns noch einmal nahe, was tropische Hoelle bedeutet. Vollkommen durchschwitzt kamen wir am Treffpunkt an, bei dem wir Frau N. trafen. Mit ihr fuhren wir per MTR (U-Bahn) zum Ladies market. Nein, auch wenn wir natuerlich den Witz reissen mussten, dort gibt es keine Ladies zu kaufen. Es gibt einfach nur unglaubliche Mengen an Schund und Schrott zu kaufen, aber auch interessante Schnaeppchen. So konnte ich einen schoenen grossen Rucksack fuer nur 105 HK$ (ca. 12,5 Euro) sichern. Mit Hilfe von Frau N. hatte ich es geschafft diesen von 160 HK$ (ca. 20 Euro) so tief zu druecken. Das Handeln hatte richtig Spass gemacht. Auch 160HK$ waeren ein guter Deal gewesen, aber warum Geld verschenken? Merrit kaufte sich noch ein T-Shirt und ein paar andere Sachen, waehrend Frau N. bei mehreren Gelegenheiten zuschlug. Nach einer Staerkung in einem versteckten Lokal machten wir uns nun auf die Suche nach dem Flower Market, dort werden tatsaechlich Blumen und Pflanzen verkauft.
Bei der Suche wurde wir nur leider drei Mal Opfer der krankhaften chinesischen Hoeflichkeit, wenn Chinesen einen Weg nicht wissen, erzaehlen sie dir halt irgendeinen, einfach nur, um nicht zugeben zu muessen, dass sie keine Ahnung haben. Bei Ladenbesitzerin Kuh Nr.1 erfuhren wir die falsche MTR Station, an der wir aussteigen sollten, bei Mr. Ich-rede-so-als-haette-ich-Ahnung konnten wir dann einen sehr detaillierten falschen Weg in Erfahrung bringen, bei Mr. Ich-habe-offensichtlich-keine-Ahnung,-verarsch-euch-aber-dennoch konnten wir ein weiteres Mal wirr durch die Gegend laufen. Erst ein Taxi, dass wir zur verzweifelt zur Fortbewegung nutzten, brachte uns an den ersehnten Markt. Dort endlich angekommen waren leider die ausgestellten Bonsai recht langweilig, wenn auch erstaunlich guenstig. Fuer grosse, gut aussehende Bonsai, leider nicht im Flugzeug transportabel, zahlte man 60-100 Euro. Nach laengerem Durchsuchen des Marktes konnte Frau N. sich aber noch zwei gute Modelle erhandeln. Mit zwei schweren Tueten bepackt ging das phantastische Duo + Eins zum naechsten Taxi und liess sich zur Computer-Meile Hong Kongs chauffieren. Dort trafen wir unseren Gastgeber und gingen mit ihm Shoppen, da sein Rechner erst vor zwei Tagen seinen alten Geist aufgegeben hatte. Nach ein wenig umgucken gerieten wir an einen Laden, in dem meine Traeume wahr wurden. Gute Auswahl, gute Beratung, Ahung von der Materie, alles vereint in einem Laden. Nach einer Stunde des Auswaehlens fragten wir nach der Bauzeit fuer den Rechner. Wir sollten in einer halben Stunde zurueckkommen, dann waere er fertig. Auf die Rueckfrage, wann sie denn schloessen (es war bereits 19:30), gaben sie uns die erstaunliche Antwort, sie schloessen erst dann, wenn wir den Rechner auch geholt haetten. Freundlichkeit und Flexibilitaet, kein Problem. Einen derartigen Laden habe ich bisher noch nicht in Deutschland gefunden, das ist ein verdammter Jammer.
Nachdem wir dann den Rechner abgeholt hatten fuhren wir dann auch nach Hause, kamen erst um 10 Uhr abends hier an.
Ich gebe ab an Merrit.