So alles in allem war ich sicher ein Jahr in Schweden. Alle Urlaube zusammengerechnet wird das so hinkommen. Oft hatten wir Glueck mit den Muecken, manchmal Pech und wir wurden schier gefressen von ihnen. So langsam dachte ich eigentlich mit ihnen zurecht zu kommen, eine gemeinsame Basis gefunden zu haben. Ich wurde selten gestochen und die Stiche juckten nur wenig. Worauf ich nicht vorbereitet war, sind die Muecken in HongKong. Wenn man eine sieht, was eh schon recht selten vorkommt, ist man schon mindestens 3 mal gestochen und hat noch 10 Sekunden bevor die Stiche anfangen zu jucken. Diese Mistdinger haben eine eingebaute Juckverzoegerung, um abhauen zu koennen, bevor man sie bemerkt. Immerhin sind sie leise im Anflug und man wird nicht im Schlaf gestoert, wenn sie sich an einem guetlich tun. Nett ist natuerlich auch, dass sie zwar kleiner als ihre westlichen Verwandten sind, aber trotzdem teilweise gut sind fuer 2Eurostueck grosse Quaddeln. Wenn ich nur wuesste, ob es die Muecken sind die auf den „Beware of Dengue-Fever“-Plakaten abgebildet sind……
Fuer den heutigen Tag standen nur drei Punkte auf dem von unseren Gastgebern ausgearbeiteten Plan:
Tot -> Ausschlafen / Aberdeen / Stanley
Nach dem geplanten, aber aus Zeitmangel nur halb durchgefuehrten gestrigen Extreme-Marketgoing-Day, war der angedachte ruhige Tag sicher gut gemeint, aber Grimm und ich wollten nicht schon wieder zu spaet aus dem Haus und den halben Tag vertroedeln, wollten lieber mit etwas mehr Zeit und dadurch mehr Flexibilitaet durch die Gegend fahren. Also quaelten wir uns frueh, oh so frueh aus dem Bett, um auch ja eine fruehe Faehre zu erwischen. Und was fuer ein uebler Streich des Schicksal, es regnete. Es goss, kuebelte, kam unter wie Stier, ueberschwaemmte die Strassen…. es war wirklich heftig. Und waehrend Grimm und ich uns grummelnd in das schwere Schicksal ergaben die Zeit bis zu besserem Wetter mit Lesen und Computern tot zu schlagen, muesste [i]Frau N.[/i] zu einem Geschaeftsessen… nur bewaffnet mit einem kleinen Knirps. „Bows and arrows against the lightning“, so ein armes Maedchen, sie hatte unser volles Mitleid… oder so.
Als dann endlich kein Wasser mehr vom Himmel kam (wer uebrigens denkt der Regen habe irgendeine Erfrischung gebracht irrt), haben sich die normalen Menschen Grimm und Merrit wieder in die Welt begeben, um als [i]die zwei Schwitzenden[/i] HongKongs Inselwelt zu erkunden.
Aberdeen. Ja, klar, gibt es auch in Schottland, aber das haetten wir unmoeglich mit der Faehre von LamMa Island in nur 25 Minuten erreicht, es muss also ein anderes gewesen sein, was auch sehr schnell deutlich wurde, als wir ankamen. In Schottland waere uns sicher nicht gleich am Faehranleger eine penetrante Chinesin hinterhergelaufen, die uns mit einem nahezu unverstaendlichen Kauderwelsch eine Fahrt mit einer der haufenweise im Hafenbecken herumtreibenden Sampans (Sampas?) aufschwatzen wollte. Vielleicht haette sie uns nicht volle 500m verfolgt, wenn noch andere Touristen mit uns in Aberdeen gewesen waeren. Leider stellte sich in unseren wenigen Stunden in Aberdeen heraus, dass diese Frau fuer Aberdeener Verhaeltnisse nur durchschnittlich nervend war, der Rest der „Hawker“ hielt locker mit ihr mit.
Die Stadt an sich war, so weit wir in sie eindrangen, aermlich bis verkommen mit den ueblichen Ausnahmen gewisser noblerer Wohnsilos in deren Parkhaeusern sich -wie in HongKong ueblich- deutsche Nobelkarossen stapelten. Der Hafen mit seinem ‚Taifun shelter‘ war schoen anzuschauen und die fremdartigen Boote tolle Photoobjekte. Leider draengte die Zeit zum Aufbruch und so schafften wir es nicht mehr die aermlichen Bootsreparatureinrichtungen anzuschauen.
Kurz vor unsererAbfahrt nach Stanley stolperten wir auf einer Schautafel ueber ein wirklich interessantes Detail: Frueher hiess die Ortschaft Aberdeen HongKong. Leider verstanden die ersten Siedler das als Begriff fuer die gesamte Insel und als sie ihren Irrtum bemerkten war es -fuer sie- zu spaet oder zu umstaendlich es sich wieder abzugewoehnen. Aus der kleinen Ortschaft HongKong wurde auf Grund ihrer geographischen Aehnlichkeit mit einer gewissen schottischen Stadt die kleine Ortschaft Aberdeen und die Insel wurde fuerderhin HongKong genannt.
Stanley, eine kleine Busfahrt entfernt, ist sehr europaeisch fuer HongKong. Wir sahen viele Europaeer und Amerikaner, alles war viel ruhiger als zum Beispiel das 27 000 Einwohner/sKm Mong Kok und irgendwie…. anders. Die Kneipenzeile am Hafen haette such auch in Port Grimaud befinden koennen. Der Stanley Markt ist unaufgeregt und wo man beim Ladies Market alle 2 Meter in irgend einen Ladenstand gezogen wurde (mit spitzen Fingern, wir erinnern uns an die allgegenwaertigen Schweissflecken…), schauten die Verkaeufer hier erst auf, wenn man sich laengere Zeit mit etwas beschaeftigte was in ihrer Auslage lag, wie zum Beispiel ganz ordentliche Fernglaeser fuer 200HK$ also 25 Euro VHB. Aber da uns der Ladies Market mehr zusagte, das Wetter immer noch komisch war und ueberhaupt, wurde nichts gekauft.
Ein kleiner Schrein ueber den wir auf der Suche nach einem „ancient well“ fast stolperten war, zumindest fuer mich, der Hoehepunkt des Tages. Wer jemals in Stanley nach dem „ancient well“ suchen will, waere gut beraten eine Familienpackung Autan mit zu bringen. Sollte ich dabei sein…. nicht vergessen mich auf dem Rueckweg aus dem Kaffee am Strand ab zu hohlen.
So, klein Merrit muss jetzt schlafen, morgen sieht’s ein wenig stressig aus. Zum Glueck ist da Grimm dran mit der Zusammenfassung. Bis uebermorgen dann.