Heute nacht wird Kult gemacht.
Ich will heute mal ein wenig Dampf ablassen über das Wort: Kult.
Kult, m. „Verehrung“ (<17. Jh.) entlehnt aus l. cultus „Pflege, Verehrung“, zu l. colere „pflegen, verehren“
(Kluge, 23., erweiterte Auflage)
Im Duden ist dann noch die Bedeutung „übertriebene Verehrung“ zu finden.
Im älteren Sinne scheint mir Kult etwas negatives anzuhaften. Kultisten verehren düstere, nunja, Kulte eben. Satanskult, Heidenkult (damit bringe ich jetzt die Druiden gegen mich auf), Jugendkult, sowas eben. Wer will sich, seine Ansichten, seinen Namen schon als Kult bezeichnet sehen, wenn man diese Bedeutung im Kopf hat? Aber zum Glück sind wir los von dieser Bedeutung, wir haben von den Printmedien, vom Fernsehen und Radio nun mitgeteilt bekommen, was Kult wirklich ist.
Kult ist das Aufblähen von alltäglichen Personen, Gegenständen zu großen Luftballons, die am Höhepunkt losgelassen werden. je nach Material des Ballons (und der Füllung) steigen sie weiter oder fallen sie gleich wieder runter. Das Ergebnis der letzteren ist klar, die glücklichen schweben noch ein wenig höher, bis sie von der Sonne zum Platzen gebracht werden oder von einem vorbeifliegender Vogel gefressen werden. Jeder einzelne Schritt des Steigens, Fallens, gefressen werdens wird per Bild, Kamera, Tonband festgehalten, denn alles kann vermarktet werden.
Und genau das geschieht auch. Menschen, die nichts geleistet haben, um ihren Kult zu verdienen, außer vielleicht mit der richtigen Person zur falschen Zeit gepoppt zu haben, sind in Interviews zu bewundern, in denen sie, kaum der deutschen Sprache mächtig, ihr sehr begrenztes Wissen der Welt zuteil werden lassen. Oh schöne neue Welt.
Aber man muß ehrlich sein. Auch hier gilt das eherne Gesetz, wo ein Markt, da ein Anbieter. Offensichtlich werden solche Objekte der Anbetung benötigt, man sieht sich vielleicht mal selbst auf eben jener Position im Lampenricht (hihi) stehen. Die Anbetung der eigenen Möglichkeit sozusagen, alles ist möglich.
Die Gegenstände, die verkultlicht werden, will ich heute mal auslassen. Da sie meist nicht reden können, mir also keine Seiten der Tageszeitung mit ihrem Müll zuschreiben lassen, bin ich nicht so sauer auf sie.
Ich bin nur ein wenig wütend über die Verschwendung von Ressource, denn Kult ist kurzlebig in der heutigen Zeit (nichts im Vergleich zum guten alten Druidenkult!). Kultgegenstände sind Inselmaterial von morgen.
Natürlich ist dieser Artikel viel zu kurz, um das Thema ausführlich zu diskutieren. Es ging mir aber auch ehrlich gesagt nicht um eine ausgewogene, faire Argumentation. Vielmehr wollte ich einfach was dazu sagen.