Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

19. Dezember 2009

Wucher und andere Mißverständnisse

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 11:46

Ich war im Zuge eines Doktorandenseminars in Erlangen zu Besuch. Manche kennen diese Stadt vielleicht noch aus dem bekannten Hit „Wissenswertes über Erlangen“ aus der Zeit der NdW. Ich ging jedoch sehr unwissend dorthin, mittlerweile weiß ich immerhin, daß die Zugverbindungen dorthin (von Freiburg aus) schlecht sind und die Stadt über 100.000 Einwohner hat. Eine dort tätige Doktorandin schätzte die Einwohnerzahl auf 50.000. Die Innenstadt spricht aber dagegen, es gibt eine ausgedehnte Fußgängerzone und ein häßliches, aber großes Einkaufszentrum „Arcaden„. Es gibt dort auch einen großen Weihnachtsmarkt, der recht hübsch wirkt und vor allem sehr leer ist. Wenn man also in Ruhe einen Glühwein trinken will, sollte man nicht nach Straßburg oder Nürnberg fahren, sondern nach Erlangen.

Eigentlich ist mein Thema aber gar nicht Erlangen, sondern das Hotel in dem ich nächtigte. Ich schlief eine Nacht im sehr beschaulichen und angenehmen Hotel „Rokokohaus„. Es war sehr schön eingerichtet, die Betten waren bequem und das Frühstück gut. Es gab keinen Grund sich zu beschweren, zumal die Kosten der Übernachtung vom Projekt getragen werden. Während der Aufenthalts fiel mir irgendwann die Minibar auf und ein Zettel, auf dem man seinen Konsum festhalten sollte. Dieser Zettel hatte es in sich…

Fangen wir mit dem sogenannten Deppenapostroph an, welches sich ja eigentlich schon eingebürgert hat. Im Rokokohaus kosten also „Snack´s“ 1,50 Euro. Man muß dazu sagen, das ist noch nicht mal ein Apostroph, das ist ein accent aigu. Um klar zu stellen, daß auch Begriffe ein Problem sein können und nicht nur Apostrophe und Accents, wurde auch noch folgende Perle auf dem Zettel veröffentlicht:

„Wenn Sie längere Zeit bei uns wohnen, geben Sie bitte in der Reception bekannt, welche Getränke Sie vorzüglich in Ihrer Minibar wünschen!“

„Ich hätte gerne das Wasser vorzüglich, den Sekt aber bitte miserabel.“ Oder war vorzugsweise gemeint? Wird vermutlich das gleiche sein.

Nun muß ich aber langsam auch bei dem im Titel eingeführten Wucher anlangen, auch ein vorzugsweises vorzügliches Fehlerchen auf dem Konsumzettel. Dort wird der extrem hohe Preis der kräftigen Getränke hinter Einheitenwirrwarr verschleiert. Ich zitiere:

  • Asbach Uralt – 0,40 ml – 3,00 Euro
  • Jack Daniels – 0,50 ml – 4,00 Euro
  • J. Walker – 0,50 ml – 4,00 Euro
  • Underberg – 0,20 ml – 2,50 Euro
  • Campari 0,40 ml – 3,00 Euro

Klingt nach nicht so viel, wenn man nicht so genau schaut, bis man bemerkt: die verkaufen Flaschen im 4cl, 5cl, 5cl, 2cl, 4cl Maßstab. Das heißt man bezahlt also 300 Euro für 4cl, 40 ml Asbach Uralt. Das Hundertfache des geschriebenen Preises! Oder hat sich da jemand gehörig in den Größenordnungen der Einheiten vertan?

Wort des Monats

Filed under: Wirres Kopfzeugs — Grimm @ 11:12

Ich lese momentan das Buch „Vom Kriege“ von Carl von Clausewitz. Darin stehen allerhand interessante Betrachtungen über die Natur des Krieges, vieles meiner Meinung nach durchaus veraltet (da 1832-1832 veröffentlicht). Während des Lesen stolperte ich jedoch über den schon lange nicht mehr gehörten Begriff: Kartätsche. Eine Kartätsche ist eine Art Schrotmunition für Artilleriegeschütze, also an und für sich eine äußerst unangenehme Sache. Das Wort hingegen finde ich brillant.

Ich würde es am liebsten beiläufig in Gesprächen anbringen, dies ist jedoch in Anbetracht der Bedeutung recht schwer. Allenfalls in „Company of Heroes“ Partien wäre das angemessen, dort kann der Alliierte seinen Stuart-Panzer eine Kartätsche abfeuern lassen. Aber im Alltag unterhält man sich zum Glück nicht so häufig über solche Themen…

Wie dem auch sein, trotz der mangelnden Alltagsfähigkeit des Wortes, ist Kartätsche mein Wort des Monats. Da dies mein erstes Wort des Monats in diesem Jahr ist, ist es sogar das Wort des Jahres.

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