Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

25. August 2010

Airsoft

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 12:55

Ich bin ja momentan im schönen Schweden und verbringe hier im Hause des Grendelwolfs eine schöne Zeit.Unter anderem zocken wir hier fleißigst Airsoft. Da es für manche Leser vielleicht unverständlich sein sollte, erkläre ich kurz das Spiel und die Motivation.

Wie die meisten von euch wissen sollten, spiele ich sehr gerne First-Person-Shooter am Computer und bin dort meist vergleichsweise gut. Nicht weil ich unbedingt gut schieße, sondern weil ich ganz gut Taktiken durchschauen und erstellen kann. Das ist ein großer Reiz für mich und fesselt mich schon seit Wolfenstein und Doom. Airsoft bietet nun die Möglichkeit das Hobby in realitas durchzuspielen. Ich muß natürlich dazu sagen, daß ich immer noch ein Pazifist bin. Dementsprechend will ich bei der Spielerei auch niemandem Schmerzen zufügen, weswegen Paintball für mich auch keine Option ist. Durch Paintball-Treffer kann man ganz ordentliche Blutergüsse erzeugen. Bei Airsoft kann es zwar unter Umständen auch zu blauen Flecken kommen, aber die sind kleiner als 1-Pfennig-Stücke und schmerzen nicht.
Der Reiz besteht nun darin den anderen zu markieren (wobei das Spiel auf Vertrauen basiert), unter Anwendung der Richtigen Mischung aus Zielsicherheit, Taktik und Geduld. Anfangs spielten wir in Deutschland mit G36-Replikaten in einem abgelegenen Waldstück und hatten Riesenspaß. Dabei fiel mir recht schnell auf, daß mein weißes T-Shirt nicht hilfreich war. Von nun an wurde Schwarz getragen. 🙂

Grendelwolf zog dann leider gen Schweden und bemerkte dort, daß Airsoft bei Schweden sehr beliebt ist und es hier sogar das weltgrößte Treffen dazu gibt. Er bemerkte auch, daß hier jegliche Waffen erlaubt sind und es auch sinnvoll ist, die alten Waffen aus Deutschland mit Nichtbeachtung zu strafen. Warum? Dazu muß man die rechtliche Situation in Deutschland betrachten.

Es gibt Spielzeugwaffen mit einer Geschossenergie von unter 0,5 Joule. Damit kann man nicht sonderlich weit schießen, es tut überhaupt nicht weh einen Treffer zu kassieren und man bemerkt es auch durchaus mal nicht. Die Zielsicherheit ist aus ziemlich lausig. Aber diese Waffen haben den Vorteil, daß man damit in Deutschland legal einen vollautomatischen Modus verwenden kann. Waffen mit mehr als 0,5 Joule dürfen diesen nicht mehr haben! Die Logik? Wir reden hier über deutsche Gesetze… Das heißt also daß man mit einem MG und paar hundert Schuß im Trommelmagazin nur Einzelschüsse abgeben darf. Super. Sturmgewehre in Semi-Auto, das gibt es nur in Deutschland. Dann kommt noch die wahnsinnig sinnvolle Regelung hinzu: Man darf keine Laserpointer oder Taschenlampen an den Waffen anbringen. Man darf sie am Kopf tragen, an der Hand, am Knie, am Hintern, aber bitte nicht an der Waffe.
Damit ist das ganze aber noch nicht zerstört genug, denn man darf seine Waffe auch nicht modifizieren ohne danach zum Beschussamt zu gehen, 120 Euro auszugeben, um sicherzustellen, daß die Waffe nicht mehr als 7,5 Joule Geschossenergie hat. Wer würde mit so etwas spielen wollen? Es gibt wohl auch keine Lieferanten für solche Federn.
Des weiteren gibt es natürlich auch noch eine Spielbegrenzung. Spielfelder müssen eine Sicherheitszone um das Feld haben. Diese Zone muß das Doppelte der Maximalreichweite der stärksten Waffe breit sein. Wir reden hier über einen Streifen von bis zu 120 Metern. Man muß dabei anmerken, daß eine Kugel bei der Hälfte der Maximalreichweite schon kaum mehr spürbar sein wird, bei der Maximalreichweite treffen 0,25g sanft auf die Haut. Wenn man das Spiel unmöglich machen will, sollte man doch wenigstens ehrlich sein und es sagen!

Genug von der rechtlichen Situation in Deutschland, in Schweden ist das alles Pillepalle. Darum gebe ich euch ein paar Links zu Bildern eines Zombie-Spiels, bei dem ich als Wissenschaftler teilnahm. Grendelwolf, zwei weitere Spieler und ich gewannen das Spiel gegen die Zombies, gegen Umbrella, gegen die Polizei, gegen die Zivilisten… 🙂
Dead of the Farm
Wir mußten zum Gewinnen einen Zombie-Magneten bauen, den wir dann der Umbrella-Truppe in die Basis stellen mußten. Dies gelang uns am zweiten Tag und sorgte für eine nette Überraschung bei der Truppe. Netterweise hatte die Polizei noch für einen weiteren Spaß gesorgt. Diese hatte nämlich der Umbrella vorher den Zombie-Magneten geklaut (nichts ahnend), ohne daß die Spielleitung das wußte. Als diese das bemerkte bekam die Polizei anschließend auch noch Besuch von einer Horde Zombies… Danach waren wohl ein paar mehr Zombies im Lande und die Wissenschaftler voller Freude. 🙂
Beim Betrachten der Bilder fällt euch vielleicht auf, daß wir Wissenschaftler mit weißen Laborkitteln rumrannten… Da war sie wieder, die lausige Tarnung. Es machte aber dennoch viel Spaß und wir starben nie, da wir von drei sehr erfahrenen Freiheitskämpfern gegen Umbrella verteidigt wurden.

Tja, solche Spiele sind leider in Deutschland dank der rechtlichen Situation mehr oder weniger unmöglich oder albern.

Noch was zu den Spielern. Man könnte ja glauben, daß das alles Militaristen und Nazis und sonstewas sind. Ich denke, Grendelwolf und ich sind ein gutes Gegenbeispiel und alle anderen Spieler, denen ich begegnet bin, sind es zum Glück auch. Daß wir Tarnklamotten (z.B. Flecktarn der Bundeswehr) tragen hat einfach damit zu tun, daß Tarnung nun mal verdammt gut funktioniert. Ohne will man solche Spiele nicht bestreiten.
Die Waffen tun niemandem weh und das Treffen basiert auf Vertrauen, es geht also wirklich um das Messen des taktischen Geschicks und der Zielsicherheit. Nicht um Töten und Verstümmeln, nicht um Plündern, Morden, Erschießen von Zivilisten, und sonstigen Begleiterscheinungen in Kriegen und „Friedensmissionen“. Jeder Spieler erkennt recht schnell, daß ein Kill/Death-Verhältnis von 5-1 schon nicht mehr sonderlich prickelnd ist, zumindest in realitas. War man einmal bei einem Spiel, bemerkt man vor allem auch, daß man in einem echten Krieg nicht sein will. Man stirbt so schnell, ohne auch nur zu ahnen, woher der der Schuß kam… Krieg ist Müll, Airsoft ist ein Sport.

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