Ein verstörender Traum, Haupteinfluß ist wohl die Tagespolitik.
Ich bin Soldat im Irak, ich bin zusammen mit einer anderen Soldatin in einem Haus, das wir sichern sollen. Ich bin noch nicht in voller Kampfmontur, die liegt im Erdgeschoß der Hauses. Ich beginne aber dennoch mit ihr das Gebäude zu überprüfen. Im ersten Stock kommen wir auf eine Art Loggia, von dort aus erblicken wir eine Gruppe von Menschen, drei Männer, vier bis fünf Kinder, eine Frau. Zwei der Männer haben Waffen auf uns gerichtet, wollen feuern. Ich hebe mein Sturmgewehr, lege auf den einen an und schieße. Ich treffe jedoch nicht. Ein zweiter Schuß, wieder daneben. Die Gruppe bemerkt meine Versuche sie zu erledigen, da packen sie einen RPG Werfer aus, den sie der Frau in die Hand drücken. Diese sitzt nun mit dieser auf uns gerichteten Waffe in einem bequemen Stuhl und wartet. Ich lege auf sie an, bitte meine Kollegin auch zu versuchen sie zu erwischen. Die Irakerin zögert, ich drücke ab.
Erneut verfehle ich mein Ziel. Zwei der Männer sind zornig, sie nehmen eine Pistole, richten sie auf die Frau mit dem Werfer und fordern sie mit der Waffe im Mund auf auf uns zu feuern. Diese schüttelt nur ängstlich den Kopf. Nach einer angespannten kurzen Weile fangen die beiden Männer an herzlich zu lachen und nehmen die Waffe aus dem Gesicht der Frau.
Eines der Kinder, ein kleiner Junge, nimmt sich ein Sturmgewehr und blickt uns fordernd an.
„Erschießt mich doch“, ruft er uns zu.
Meine Kollegin und ich zögern, wir wollen keine Kinder erschießen.
„Ich werde einen von euch beiden erschießen, ihr solltet mich abknallen“, reizt der Kleine uns. „Du oder du“, fragt er, betont sein Ziel mit dem Lauf der Waffe.
Eine Granate, geworfen von einem der Männer fliegt in unsere Richtung, zu kruz um uns zu erwischen, sie explodiert aber auch nicht. Der kleine Junge richtet die Waffe gegen die Mauer, beginnt zu schießen, zieht das Feuer langsam in Richtung meiner Mitsoldatin. Ich lege an, warte, hoffe, daß er abdreht. Aber Schüsse nähern sich immer mehr meiner Kollegin. Ich drücke ab. Eine Salve löst sich, sein Strom aus Kugeln versiegt. Ich schaue ihn an, meine Kollegin ruft ihm entsetzt zu:
„Warum hast du nicht nach unten gezogen, warum“.
Der kleine Junge taumelt, stürzt am Herzen getroffen tot in den Sand.
Meine Kollegin schickt mich nach drinnen, gebietet mir meine Kampfmontur anzuziehen, ich soll durch die Stadt zum Militärpsychologen, denn sie sieht mir meine Selbstvorwürfe an. Ich gehe langsam die Treppen runter, frage mich ständig, ob er denn auf sie gezielt hat, ob ich hätte schießen müssen. Ich ziehe langsam meine Hose aus, steige in eine ockerfarbene Kampfhose. Andere Soldaten treffen ein, fröhlich sind sie, unpassend gelaunt. Einer der Soldaten meint nur:
„Sie es mal so, jetzt brauchst du nur noch einen Abschuß, dann kommst du nach Hause“.
Ich bin über den Zynismus entsetzt, verstehe langsam aber auch, warum die amerikanischen Soldaten so schießwütig sind, wenn die Heimfahrt von den Kills abhängt. Irgendwie muß ich aber auch schmunzeln, das Lachen der anderen steckt mich an. Meine Kollegin ist mittlerweile auch wieder da, setzt sich auf eine Bank. Erheitert schaut sie mich an:
„Na, das war doch das was man sich als kleiner Junge immer wünscht, eine Frau in letzter Sekunde retten.“
Ich erwidere nur, daß ich dabei nie dran dachte kleine Kinder zu killen. Verwirrt ziehe ich mir meine kugelsichere Weste an. Einer der Soldaten ruft ihr zu:
„Na, dann könnt ihr ja Sex haben, so zum Dank“.
Sie erwidert nur:“Das hättest du früher sagen sollen, denn jetzt hat er ja schon die Hosen wieder an.“
Die Gruppe lacht, ich bin noch lange nicht über das Erschießen eines kleinen Kindes hinweg. Mit schrecklichen Schuldgefühlen wache ich auf.