Wie schon im letzten Eintrag angedeutet, mußte ich meine Reise an die Ostgrenze der Türkei abbrechen. Ich wollte dort eigentlich noch alte armenische Städte anschauen, eventuell in Georgien oder Armenien einfahren, … Eines Nachts bemerkte ich dann aber, daß ich ganz schön fror. Ein Blick auf das Thermometer sagte mir dann irgendwas zwischen 2 und 4 Grad C. Zu wenig für eine angenehme Nachtruhe im ungeheizten Bus. Die Standheizung ist ja dahin, der Sommerschlafsack ist eben genau das und ich habe keine zweite Person, die mitheizen könnte. Als ich dann auf Bergspitzen kurz oberhalb meiner Schlafposition Schnee liegen sah, entschied ich mich schnell gen Süden zu fahren. Ganz so schnell klappte es dann doch nicht, ich wurde in Kappadokien aufgehalten, weil ich erstens dort einen wunderschönen Campingplatz mit wirklich heißer Dusche hatte und weil die Gegend unfaßbar schön ist.
Die dortigen Canyons sind tatsächlich ein Naturwunder und man versteht die Schönheit selbst dann kaum, wenn man davor oder darin steht. Es ist schwierig zu beschreiben, selbst Photos werden diesen verwitterten Tuffelsen nicht gerecht. Hinzu kommen dann noch in die Felsen geschlagene Höhlen, mit denen man mich ja immer bekommt. Aber wären es nur Höhlen, wäre es ja mittlerweile fast schon langweilig. Kenne ich ja schon aus Bulgarien und Slovenien.
Hier waren sie nicht faul und haben Städte in die Felsen getrieben. Eine davon habe ich sogar besucht und war natürlich hin und weg. Man kann recht frei herumlaufen und darf auch vom beleuchteten Wege abkommen. Man sollte dann nicht so doof sein und die Standardtaschenlampe im Auto liegen lassen, wie ich es tat. Ich hatte dann nur noch eine Notfunzel und meine Kamera zum Leuchten, was irgendwie doof war. Weit traute ich mich daher nicht vom Wege ab. Außerdem wurde es teilweise recht niedrig. Dank meiner Größe durfte ich auf der späteren Weiterfahrt die ganze Zeit noch Tuff aus meinen Haaren holen, den ich per Kopfanstoßen abgetragen hatte. Die Höhlen sind meist selbsterklärend, so daß man nicht unbedingt einen der vielen Führer mieten muß, und mit einem solchen sind die selbständigen Exkursionen sicherlich auch nicht leichter. Falls man mal nicht weiß, wofür ein Raum diente, kurz warten, dann kommt sicherlich eine deutsch- oder englischsprachige Tour vorbei. Ich empfehle daher einen Besuch dieser Städte uneingeschränkt. Ich werde sicherlich nochmal hineingehen, wenn ich den Osten der Türkei wieder besuche. Zumal es noch viele weitere solcher Städte gibt und selbst die bekannten oftmals noch nicht vollständig erkundet sind.
Und ja, es war mit ca. 10°C in den Höhlen deutlich wärmer als draußen, so daß es ganz angenehm war. Am Bus schaltete ich nachts aber die Frischwasserheizung an und ließ den Dreckwassertank ab. Ich wollte die Gefahr des Einfrierens bannen. Ich selbst schlief mehr oder weniger angezogen und legte noch Sachen auf mich drauf, damit ich besser pennen konnte.
Nach zwei Nächten war mir es aber auch zu arg (auch wenn das meine bisher letzte wirklich heiße Dusche in den nächsten 3-4 Wochen werden sollte, ich hoffe immernoch, mal wieder eine zu bekommen) und ich fuhr gen Süden.
Oh, ich muß noch kurz zwei Erlebnisse mit dem Auto einfügen, die etwas knapper waren. Das letzte ereignete sich vor ein paar Tagen. Ich fuhr mit 90 Sachen den Berg hoch, ich hatte mir vorher ordentlich Schwung geholt, um den Hügel zu meistern. Die Straße war nur zweispurig, mittlerweile fast schon selten für die Türkei. Ich bemerkte dann, wie ein Mercedes Sprinter einen LKW bergabfahrend überholen wollte und mir dabei doch etwas näher kommen würde, als mir lieb ist. Aber mit der Erfahrung, die ich mittlerweile besitze, war mir klar, das würde – gerade so – ausreichen, es käme also nicht zu einem Frontalunfall. Der Sprinterfahrer zog flott vor den LKW und dann sah ich das tatsächliche Problem… Ein Kleinwagenfahrer hatte es für eine Superidee gehalten den Windschatten des Sprinters zu nutzen, um auch zu überholen… Für den hätte es nicht mehr gelangt. Der LKW-Fahrer konnte weder bremsen (weil der kleine dann Probleme bekommen hätte), noch Gas geben (weil er dann den Sprinter erwischt hätte), ich brauchte eine Schrecksekunde und konnte in das schmale Bankett ausweichen und bremste doch etwas hastiger ab. Der Kleinwagen schaffte es auch noch schnell genug abzubremsen, um sich auf seine Spur zu verziehen. Hätte das nicht geklappt… Naja, vielleicht lernt der Irre ein wenig durch den Schrecken. Erstaunlich, daß man auch diese Schrecksekunde braucht um angemessen zu reagieren… Wirklich krass. Ich vertat wichtige Zeit mit: „Oh, da ist ja noch einer, dieser Depp“, bevor ich dann bremste und auswich. Man erlebt sowas wohl zum Glück nicht jeden Tag…
Ich selbst war aber auch vor einer Weile doof. Ich suchte einen Schlafplatz, der abseits genug lag, so daß ich vor dem Bus Duschen können würde. Ich habe keinen Duschvorhang, darum möchte ich das nur ungern mitten in einer Siedlung machen. Ich fuhr also von der Hauptstraße ab, fuhr auf Feldwege und fuhr Berg aufwärts. Dabei dachte ich mir schon: „Den Weg möchte ich nicht bei Regen fahren“. Ein Gedanke, den ich schon häufiger hatte, der aber nie relevant wurde. Ich fand einen Schlafplatz, konnte morgens duschen, und es hatte die Nacht über geregnet. Mist.
Immerhin fuhr ich meist abwärts, die kurzen Auffahrten bekam ich mit Anlauf hin. Schwieriger, gerade zu beängstigend, waren eher die kurvigen, geschmierten Bergabfahrten. Ich nahm den ersten Gang, versuchte so wenig wie möglich zu bremsen, zu lenken, irgendwas zu tun, damit der Wagen nicht ausbräche. Das war leider nicht wenig genug, denn beim schlichten Fahren rutschte das Heck einfach zur Seite. Der feine Sand war zusammen mit Wasser – wie befürchtet – wie Seife. Das einzige Glück, daß ich hatte: Ich rutschte zum Berg hin und nicht den Hang hinab. Ich konnte die Rutschrichtung nicht beeinflussen, es war wirklich nur Glück. Als ich sicher unten angekommen war, entschied ich mich keinen Weg mehr hochzufahren, bei dem ich annehme, daß er bei Regen gefährlich wäre. Keine Kontrolle mehr zu haben, das ist ein ziemlich unangenehmes Gefühl.
So, genug von diesem Exkurs. Von Kappadokien ab wurde meine Reise anders. Nicht mehr nur die Natur war das Schauspiel, sondern jetzt wurden es hauptsächlich die alten griechischen und römischen Städte, die mich begeisterten. Ich weiß nicht so richtig, wie ich mit den vielen Eindrücken anfangen soll. Vielleicht von vorne. Ich kam in der Stadt Tarsus aus der Winterhölle der zentralen Türkei in den sonnigen und sehr warmen Süden. Tarsus ist eine typische türkische Stadt, also häßlich. Die wenigen noch vorhandenen römischen Gebäude sind schwer zu finden, die eigene Architektur ist leider stark auf dem Rückzug. Wobei sie in Tarsus es tatsächlich geschafft haben einen Block zu sichern, bevor dort auch wieder ein 08/15-Gebäude hinkam. Ich fuhr dann weiter und wurde bei Elaiussa Sebaste umgehauen.
Dort gab es direkt am Meer einen Campingplatz, mit Toilette und kalter Dusche. Der Platz war aber nicht besetzt, und er stand aber dennoch offen. Prädestiniert für mich und die diversen Liebespärchen der Gegend. Ich kam dort nachts an, so daß ich erst am Morgen erkannte, daß ich direkt neben einer alten römischen Stadt stand. Also so ein richtiges Ding mit Bädern, Häusern, einem Theater, einem Hafen und so weiter. Gut, das meiste war noch unter einer dicken Sandschicht. Es war aber alles frei begehbar, so stiefelte ich auch unbehelligt an den ausgrabenden Archäologen vorbei. Wohlwissend, daß unter mir eine komplette Stadt lag. Überall schauten ab und an behauene Steine, Säulen und Mauern aus dem Sand. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, das sei was besonderes… Ich lag so daneben. Alte Städte sind hier überall zu finden. An manchen Tagen besuchte ich drei Stück davon und war von jeder einzelnen Stadt begeistert. Städte auf 1500 Metern Höhe, wo der Weg dorthin mit dem Auto schon beschwerlich war. Natürlich ausgestattet mit einem Theater für 5000+ Personen, weil da eine 20000-Einwohnerstadt unterhalten werden wollte. Wildes Campen direkt neben einer Nekropolis, nachdem man den Sonnenuntergang im antiken Theater sitzend beobachtet hat. Klettern und krachseln über alte Mauern, weil die Städte archäologisch oft nicht wirklich untersucht werden und daher überall dichteste Macchia den normalen Weg zudeckt. Dabei mußte man aufpassen nicht in eine der vielen ungesicherten Zisternen zu fallen, denn alleine käme man da meist nicht wieder raus, des weiteren sollte man auch nicht einfach so stürzen, weil die Pflanzen hier irgendwie alle Dornen haben… Mittlerweile ziehe ich Arbeitshandschuhe an, wenn ich solche Strecken gehe. Das macht es irgendwie entspannter, auch wenn es albern aussieht.
Ich wußte vor dieser Reise nicht, daß Griechenland hauptsächlich hier lag. Habe wohl in Geschichte zu wenig aufgepaßt, so daß mir das durch die Lappen ging. Zusammen mit den Kriegen Anfang des 20. Jahrhunderts zwischen Griechenland und der Türkei erklärt das ein wenig das etwas… gespaltene Verhältnis der beiden Nationen. Immerhin behandelt die Türkei dieses Erbe recht gut, auch wenn sich Erdogan anläßlich der Eröffnung der Metrolinie unter dem Bosporus über die „paar Scherben“ aufregte, die den Bau um vier Jahre verzögerten. Die paar Scherben führten zum Fund des ältesten Kriegsschiffes, zur Entdeckung des Haupthafens von Constantinopel… Aber wie gesagt, er scheint eher eine Ausnahme zu sein, der Rest des Landes scheint die Kulturschätze zu achten. Ich werde in der Galerie ein paar Bilder reinmachen, aber wer die volle Portion will, der muß bei mir vorbeikommen, oder sich unter www.histolia.de die Seite eines Reisenden anschauen, der sich große Mühen gemacht hat seine Besuche gut zu dokumentieren. Ich nutze die Seite regelmäßig bei meinen Touren.
Ansonsten gibt es nicht mehr viel zu berichten, die kleinen Geschichtchen kommen dann mal in persönlichen Gesprächen aus mir heraus gesprudelt. Ich bin jetzt noch ca. eine Woche in der Türkei, dann setzte ich in Begleitung eines Freundes per Fähre über auf die Dardanellen und fahre dann nach Griechenland ein. Dort verbringe ich dann eine temperaturabhängige Zeit, so daß ich vermutlich Mitte November wieder zurück bin. Mein nächster Eintrag ist daher vermutlich schon in Freiburg verfaßt, wenn überhaupt… Komisches Gefühl, aber auch gut. Freue mich auf tägliche heiße Duschen, auf saubere Toiletten, Freunde, das Wissen wo man am Abend schläft. Dinge, die sonst alltäglich sind.
So, ab in die Galerie, die sowieso wichtiger ist als mein Geschreibsel. Oh, ich werde noch eine weitere Galerie machen müssen, ich hatte irgendwann keinen Nerv mehr Bilder rauszusuchen. Die Städtebilder kommen dann irgendwann in einem separaten Eintrag dran.
PS: Ich weiß, das Sicherheitszertifikat ist nicht so dolle. Erstens gilt es nicht für die Domäne und zweitens ist es mittlerweile auch noch abgelaufen. 🙁 Damit müßt ihr leider erstmal leben, so wie ich auch.
- Angeblich soll Jason von den Argonauten hier einen Zwischenhalt gemacht haben. Diese Kirche wurde aber erst Ende des 19. Jahrhunderts hier hin gestellt. Reste der früheren Bebauung sieht man hauptsächlich im Wasser.
- Weg zu einer Burg. Zum Glück gibt es hier ein Geländer. Auch wenn der Weg zu dem Geländer schon mehr als abenteuerlich war…
- Wie man hier ein wenig erahnen kann.
- Darum verwunderte mich der Anblick eines Bezahlfernglases an dieser „Attraktion“ doch ein ganz klein wenig. Kichern mußte ich auch ein bißchen.
- Viel war von der Bebauung ansonsten nicht mehr zu sehen. Ist halt doch ein schwieriger zu wartender Ort gewesen. Immerhin konnte ich hier auf der Burg meinen ersten Fuchs sehen.
- Die Aussicht vom Campingplatz in Göreme in Kappadokien. Da läuft es einem nicht nur wegen der niedrigen Temperaturen kalt den Rücken runter.
- Einen kurzen Fußweg in die Canyons hinunter und man sieht die ersten Wohnhöhlen.
- Hier wurde mal wieder eine Kirche in den Fels gegraben und dann noch ein wenig Verzierung angebracht.
- Manche benennen diese Formationen nach dem primären Geschlechtsorgan des männlichen Geschlechts.
- Ist das jetzt ein Dorf?
- Oder etwas nicht?
- Manchmal wurden auch „Festungen“ in den Fels gehauen…
- Noch eine Ansicht der Gegend von oben.
- Eine Lagerstätte in der unterirdischen Stadt in Kaymakli. Leider ist die Beleuchtungssituation nicht so gut, da das Sonnenlicht keine Chance hat durch den Tuff zu kommen.
- Eine Tür, die ein wenig an Indiana Jones erinnert.
- Von außen ist da nicht viel zu erkennen. Was der Grund dafür ist, daß die meisten unterirdischen Städte wohl noch unentdeckt sind.
- Der Campingplatz direkt neben der Ausgrabungsstätte in Elaiussa Sebaste.
- Die ehemalige Straße zum Hafen?
- Die Bäder. Sie werden oft sehr früh ausgegraben und gab es in mehrfacher Ausführung in den meisten Städten.
- Ein freigelegtes Mosaik, diesmal nicht geschützt durch Sand und Tuch.
- Reste von Aquädukten stehen häufiger mal in der Landschaft rum. Beachtung finden sie meist nicht groß. Gibt ja auch wirklich viele von ihnen.
- Eine Stadt an einem kleinen Dolinchen.
- Man darf halt nachts nicht Schlafwandelns. Aber das selektiert sich dann schon aus der Bevölkerung heraus.
- Ein kleines Grabmal in der riesigen Nekropolis.
- Von außen sieht es nach nicht viel aus. Ich wußte auch erst nicht, was da so „restauriert“ worden war.
- Eine gar nicht mal so kleine Zisterne.
- In der Nähe gab es dann auch noch römische Felsengräber, wobei es mir die Reliefs besonders antaten.
- Die sind nach all den Jahren noch gut erhalten, so daß man fast noch die Gesichter erkennen kann. Auch wenn das jetzt an einem anderen Ort aufgenommen wurde. Es gibt sie dann doch recht häufig.
- Der Weg zu diesen Gräbern war ein wenig absurd. In Deutschland wäre es gesperrt gewesen, weil es zu gefährlich wäre da hin zu gelangen. Hier in der Türkei wiesen kleine gemalte Pfeile den Weg den Steilhang hinunter.
- Mal kurz eine osmanische Burg, auch die haben hier mal gelebt.
- Schnell wieder zurück zu römischen Mosaiken.
- Die Burg Marmura. Eine ganz ordentliche Festung und ziemlich frei begehbar.
- Man käme über die ganzen Löcher auch ohne zu bezahlen in die Burg, aber für sowas bezahle ich doch sehr gerne Eintritt.
- Ein Anblick über den Innenhof und Ansicht der 500 Jahre alten Moschee.
- Frei begehbar heißt: Es gibt da keine Verbote, Absperrungen, aber eben auch keine Geländer. Aber ich habe es ja auch wieder von den Mauern herunter geschafft.