Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

27. Oktober 2003

Schwirrende Gedanken

Filed under: Allgemeines — Grimm @ 13:14

Ich mache mir gerade Gedanken über die verschiedenen Formen von Selbstbetrug, denke nach, wie man das im Allgemeinen so vollbringt. Interessanterweise ist auch diese Überlegung selbst ein Betrug an mir selbst. Ich gebe vor, diese Überlegungen wären wichtig. Wichtig genug, um meine anderen Aufgaben zu vernachlässigen. Dabei suche ich ja eigentlich nur einen Grund diese nicht zu erledigen. Merkwürdig.

Eine sicherlich sehr verbreitete Methode sich vom persönlichen „Elend“ abzulenken ist das Einkaufen. (Hierbei sei aber Elend lokal zu betrachten. Elend in Deutschland, in meiner Umgebung, ist ein Leben in Freude in anderen Teilen der Welt.)
Erst heute morgen konnte ich wieder dem Konsum huldigen, ich erstand mehrere Güter auf Amazon. Danach fühlte ich mich immerhin 5 Minuten gut. Beachtlich, kostete mich der Einkauf doch nur harmlose 76,79 Öre. Wenn der Postmann dann endlich paketetragend klingelt, werden es sicherlich weitere 5 Minuten sein. Warum fühlt man sich gut, wenn man etwas kauft? Man hat sich was geleistet, man läßt sich etwas zukommen, vor allem, man kann?

Aber irgendwie ist der Konsumzwang nicht wirklich das Thema, welches ich beschrieben will. Vielleicht muß ich es anders versuchen.

Ich bin leidenschaftlicher Spieler (nicht um Geld). Ich spiele Computerspiele, Strategiespiele, Rollenspiele. Besonders bei den Computerspielen hört ein Jugendlicher (lang ist’s her) häufig, daß Computerspiele doch nur eine Flucht aus der Realität sind. Klar.

Doch mal ganz ehrlich, welche Freizeitbeschäftigung ist das nicht?

Bücherlesen. Hihi. (Offensichtlicher geht es nicht) Biographien, Dokus, Fiktion, Romane, es bleibt eine Flucht aus der persönlichen Realität.

Kino, Fernsehen. Ich denke, auch hierzu braucht nicht viel gesagt zu werden.

Drogen. Müssen aufgegriffen werden, da ich sie gleich brauche. Drogen sind doch eine wunderbare Flucht. Die Welt ist ein wenig heiterer (je nach Droge natürlich), man fühlt sich besonders, vielleicht sogar verwegen, weil man es sich getraut hat die Drogen genommen zu haben.

Sport. Das Schöne an Sport ist doch, daß man sich verausgabt, seinen Körper an Grenzen bringt, ihn für eine Zeit auslaugt. Während dieser Prozedur hat man die angenehme Erfahrung des kostenlosen Drogenrausches. Zu Drogen, siehe oben. Wenn dazu jetzt die Aussage kommt: „Ich betreibe diesen Sport nur wegen des Teamspiels“, klar, zu mehreren macht es wesentlich mehr Spaß besoffen, bekifft oder auf Endorphinen zu sein.

Musik. Ob Machen oder Hören, ich denke, Musik hat eine sehr angenehme Art Stimmungen zu beeinflussen und auch eine Flucht zu ermöglichen. Wer hat nicht schon die Anlage laut aufgedreht, die Gedanken mit Technobeats aus dem Schädel getrümmert, die Tassen im Schrank mit einer Opernstimme zum Zerspringen gebracht, das Gehirn zu harten Gitarrenspiel in einen Vanille Shake verwandelt.

Ich denke langsam langt diese Aufzählung, um deutlich zu machen, daß eigentlich die meisten Freizeitbeschäftigungen eine Flucht bedeuten (mir fällt gerade keine ein, auf die das nicht zutrifft).
Ich werde jetzt nicht die Frage stellen, ob es dramatisch ist, daß wir Fluchten als so essentiell ansehen, sie als Erholung brauchen.

Wenn nun (berechtigterweise) gefragt wird, was dieser Schrieb hier eigentlich soll: Zeit vertreiben, meine, eure.

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