Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

9. September 2004

Hong Kong Reisebericht Teil 5

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 16:12

Mein heutiges Vorwort geht ueber die in HKRB 3 erwaehnte Hoeflichkeit der Chinesen. Heute zeigte sich ein deutliches Problem. Verloren suchten wir nach einem im Reisefuehrer beschriebenen Ziel, konnten es aber leider nicht finden. Was tut man in Deutschland in einer solchen Situation, man fragt die Eingeborenen. In China sollte man das niemals tun, wie ich schon erwaehnte. Nur wurden wir aber diesmal von keinem Chinesen freiwillig angessprochen, so dass wir unser Ziel leider nicht erreichen konnten.
Vielleicht wollen die Chinesen also gar nicht hoeflich sein, das ist vielmehr nur ein Geruecht der Chinakenner. Die Chinesen wollen nicht von wildfremden Leuten auf der Strasse angesprochen werden, wollen nicht mit ihrem erratenen Englisch Wege erklaeren. Darum gibt es auf aufdringliche Fragen nach dem Wege hanebuechene Antworten, die sich die Chinesen beim gemeinsamen Berauschen an den Raeucherstabchenoefendueften gegenseitig erzaehlen. Wer die meisten Touris in die entlegensten Stellen geschickt hat gewinnt und bekommt einen Glueckskeks. Natuerlich wird das immer schwieriger da sich immer weniger Touris was zu fragen trauen, aber das ist eh das Ziel.
Nun zum Tag.

Das phantastische Duo stand heute frueh auf, auch wenn ein duesterer Himmel lockend sagte „Bleibet liegen, meine Schaefchen“. Unser heutiger Plan verbot eine Verzoegerung des Aufbruchs, wir wollten wieder nach Lantau, der groesste sitzende Buddha der Welt darf sich einer Betrachtung durch uns nicht entziehen, dachten wir jedenfalls. So machten wir uns also auf mit der Faehre nach Central, weiter nach Mai Wo. Insgesamt dauerte dieses Fahren schon eineinhalb Stunden, so dass unser Hunger sich meldete. Wir assen wieder am grossen Mui Wo Essensmarkt, wo wir prompt von der Bedienung erkannt wurden, auch wenn wir das erste Mal bei einem anderen Stand gegessen hatten. Aber so tolle und schoene Kerls wie uns, die vergisst man nicht so schnell. Nach dieser physischen aber auch emotionalen Staerkung zogen wir nach Buddhaland. Dazu nahmen wir einen kleinen Bus auf Bergstrassen zum Kloster Po Lin.
Wir stiegen aus unserem Vehikel und sahen nichts. Eine riesigen Nebelwolke huellte uns ein, huellte den Bus ein, verbarg alles jenseits der fuenfundzwanzig Meter Grenze. Wir liefen ein wenig ziellos durch die Gegend, suchten interessante, sichtbare Teile des Klosters und stolperten ueber eine chinesische Ausstellung ueber die Verbindungen der Buddhisten mit der Qing Dynastie aus der man irgendwie ableiten konnte, dass Tibet schon immer zu China gehoert. Nach dieser Portion Propaganda fuehlten wir uns gestaerkt fuer den Aufstieg ueber achtzehn mal sechszehn Treppen zum SuperBuddha. Hechelnd, stoehnend und von Kopfschmerzen zerpocht (zumindest ich) erreichten wir den KrassenKerl. Leider entzog sich der kleine Stinker durch eine dichte Nebelwolke, er zeigte uns nur seine rechte Hand. Es haette genausogut ein Stinkefinger sein koennen.
Wir machten ein paar Photos, auf denen man wunderschoen die Feuchtigkeit betrachten kann, die uns so umschwirrte. Wir hatten uns eine Eintrittskarte fuer die oberen Etagen des Buddhas geholt, doch leider waren die dortigen Ausstellungsstuecke langweilig und die dritte Etage eh gesperrt. Der weitere Wert dieser Karte war aber ein Essengutschein, so dass wir uns bei leckerem Tee an Tofu und komischer Suppe guetlich taten, Buddhisten sind ja Vegetarier. Nachdem wir uns dort zum zweiten Mal vollgestopft hatten, ging es weiter nach TungChung, wo uns ein Fort erwarten sollte. Doch vor dem Betrachten steht das Finden. Wir liefen also mit einer ungefaehren Beschreibung durch den Reisefuehrer in eine vage Richtung. Dort bemerkten wir eine Eigenart der chinesischen Strassenbauweise. Es werden Wege beendet, ohne dass man darauf hingewiesen wird, dass sie enden koennten. Da wir aber auch zu faul waren umzukehren, mussten wir ueber einen Ebbestrand laufen, Feldwege benutzen und ueber Absperrungen klettern, da uns das drei Mal passierte. Nach dem wir 2 endende Wege gemeistert hatten, fanden wir eine Karte, auf der wir die Position der TungChung Batterie festmachen konnten. Leider uebersahen wir diese beim ersten Hinlaufen. Erst beim Rueckweg bemerkten wir die paar Brocken Steine, die historisch wertvoll genannt werden sollen. Fuer mich sah es leider eher aus wie, nun ja, ein kleiner Haufen Steine. Zum Glueck gab es jedoch an einer nahegelegenen Wand eine erklaerende Tafel, die uns sagte, dass das nahegelegen Fort 1000m Meter suedlich zu finden sei. Da wir uns, wie oben erzaehlt, nicht mehr trauen Eingeborene zu fragen, liefen wir die einzige suedlich fuehrende Strasse entlang, kamen aber nach kurzer Zeit wieder an eine Sackgasse. Es weit und breit nichts von einem Fort zu sehen. Ein wenig frustriert liefen wir zur naechsten U-Bahnstation und fuhren zurueck nach Central und von dort nach LamMa.
Trotz dieser mageren „Sichterfolge“ war es wieder ein interessanter Tag, vor allem war es heute mal nicht bruelleheiss und wir schwitzten nur ein bisschen.

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