Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

12. September 2004

Hong Kong Reisebericht Teil 8

Filed under: Reiseberichte — Merrit @ 19:30

Oh du deutscher Gossenjunge, wie du an der Bushaltestelle sitzt und alle 30 Sekunden vor dir auf den Boden rotzt, verneige dein Haupt in Ehrfurcht vor Besseren, vor dem Durchschnittshongkongchinesen. ER verdient deine Achtung und Bewunderung. Tief in seinem Inneren, in den schleimigen Zoten seines Atemtraktes, beginnt das Rumoren, es wird genuesslich gepflegt und mit anschwellendem Sog nach oben lauter und lauter, bis schliesslich, zufrieden mit sowohl der Menge als auch der Konsistenz, der Durchschnittshongkongchinese nach einem letzten Nasehochziehen die Frucht seiner Muehen freudig erregt ausspuckt.
Das dieses Ausspucken auf der Strasse (wie auch in oeffentlichen Gebaeuden und Verkehrsmitteln) mit 200¤ geahndet wird, entwickeln sich Besuche der letzten Rotzer-Refugien, der oeffentlichen Toiletten, zu klanglich sehr interessanten Ausfluegen. Es ist zum Kotzen, du deutscher Gossenjungeproloarschfruehraucher wuerdest es wahrscheinlich lieben und mit einfallen, dir ein paar Insidertips holen…. Wixer.

Heute endgueltig wurden [i]das phantastische Duo[/i] in Anlehnung an Leservorschlaege (ihr merkt, wir nehmen uns eure Vorschlaege zu herzen, meldet euch, postet uns!!!!!) zum [i]phantastisch verplanten Duo[/i]…..
Festlandchina in Form der Sonderirgendwashandelsregion Shenzen stand auf dem Plan und lockte in der Ferne. So sehr lockte es, dass wir ohne zu fruehstuecken aus dem Haus liefen, die „fruehe“ Faehre nahmen und erst in central HongKong einen McDonalds zum Fruehstuecken aufsuchten.
Gemuetlich ueber eine heisse Schokolade gebeugt wurde ich dann von Grimm mit einer kleinen Frage ueberrascht: „Hmmm, lass uns mal ueberlegen was wir heute anstelle von Shenzen machen…… wir haben unsere Reisepaesse vergessen.“ Was ein Mist. Gestern wurden diese Reisepaesse aus dem Rucksack entfernt um nicht… ach was weiss ich warum. Wir wollten sie halt nicht unbedingt auf die Dschunke mitnehmen. Heute morgen dann wurde zwar nachgerechnet, ob das Geld fuer das Visum noch reichen wuerde, aber mit dem vergessen der Paesse rechnete eben niemand. Fuer’s Paesseholen haetten wir knapp 2 Stunden gebraucht, also beschlossen wir das [i]phantastisch improvisierende Duo[/i] zu werden und schwupps stand fuer den Vormittag der Tempel der 10 000 Buddhas auf dem Plan. Ehrwuerdig gealterte Tempelanlagen mit liebevoll handgearbeiteten Buddhas in pitoresker Umgebung? Ja, dachten wir auch, aber he, HongKong war vor den Briten ein pfienziges Fischerkaff (sonst haetten`s die Chinesen ja auch nicht abgegeben) und ehrwuerdige Tempel sind Fehlanzeige. Grimm und ich kaempften uns eine sacksteile Strasse hoch, die gesaeumt war mit chinesengrossen, acrylgold lackierten Plastikbuddhas in skurilen Posen und mit neonroten Lippen. Die Beschriftung auf den Plexiglastafeln war sehr informativ und geistreich witzig…. auf chinesisch. Oben dann die obligatorischen Tempel mit der ebenso obligatorischen Touristenabzockgarkueche und ein paar, zugegebenermassen teilweise genialen, Bonsai.
Zum Glueck hatten wir noch einen kleinen Rueckschlag in unsere Verplantheit und nahmen, bevor wir dann „endlich“ den richtigen Tempel fanden, eine falsche Abzweigung und landeten auf einem riesigen, ebenfalls am Hang gebauten *stoehn*, Urnenfriedhof, den wir nur zu gerne erkundeten. Besonders beeindruckend war die Alltaeglichkeit der Dinge, die die Chinesen ihren Betrauerten als Opfergabe mitbrachten. Nicht nur Blumen (fuer eine der ungefaehr 2 000 000 Vasen… die Dinger standen UEBERALL) sondern auch Coladosen oder das eine oder andere Gericht aus der Garkueche in der Stadt.
Eine ein Urnenkompartiment abschliessende Marmorplatte war geschmueckt mit dem Bild eines Saeuglings. Davor lagen in einer Schale ein Spielzeugauto, Buntstifte und ein paar Suessigkeiten.
Neben diesen Opfergaben wurden von den Angehoerigen unhandlichere Dinge wie zum Beispiel Yachten, Autos, Villen und Fernsehsessel aus buntestem Papier nachgebaut und dann in einem riesigen (die Modelle waren teilweise ueber Brusthoch) offenen Ofen verbrannt, was Asche ueber das ganze Areal verteilte und irgendwie zur Stimmung beitrug.

Fuer den Nachmittag hatten wir uns den Leckerbissen Shai Tung (schau ich noch mal nach, schlagt mich nicht, ich kann die Dinger nicht mehr auseinander halten…) aufgehoben. Erst ging’s durch die Stadt und an die Mole an der viele kleine Fischerboetchen lagen, auf denen die Fischer 3-4Meter unter den Touristen und Einheimischen ihren mehr oder weniger lebenden Fang in Bottichen praesentierten. Fand sich ein Kaeufer wurde der Fisch getoetet, entschuppt, ausgenommen und dann in einem Netz an einem langen Stab nach oben zu den Kunden gehievt, wo er seinen Platz mit dem Geld tauschte, das dann den Weg nach unten antrat. Auf die gleiche Weise bekam der eine oder andere Fischer von seiner… na ja, von einer Frau das Essen gebracht.
Eine viertel Stunde Busfahrt hinter der Stadt war fuer uns ein Naturpark mit Wanderwegen das naechste Ziel. Barbecue-Plaetze und ein „Family-Trail“ deuteten auf den Naerholungscharakter hin, aber Grimm und ich nutzten die erste Gelegenheit vom Family-Trail auf haerteres Trecking-Terrain auszuweichen und wurden fuer unsere strapazierten Beine mit phaenomenaler Natur und atemberaubenden Aussichten belohnt. Leider mussten wir uns ran halten, um nicht in die Dunkelheit zu geraten. Wir wuerden jederzeit locker 5 000 Buddhas fuer eine weitere Stunde auf dem Trail abgeben. Tauscht wer?

So, jetzt ist Schluss. Morgen steht ein 2-Tagesausflug nach Macao an, wir werden uns also erst uebermorgen oder ueberuebermorgen (je nach Verpeilungsgrad) wieder melden koennen. Bis denne! *wink*

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