Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

14. September 2004

Hong Kong Reisebericht Teil 9

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 19:37

Das phantastische Duo ist heute wohlbehalten aus Macau wieder in Hong Kong eingekehrt. Ich bin zuerst mit schreiben dran, Merrit wird nach mir seinen Job erledigen.
Mein heutiges Vorwort geht ueber Digitalkameras. Bisher hatte ich immer eine gewisse Abneigung gegen diese Dinger, man kennt die Vorbehalte. „Schlechtere Qualitaet, fressen Strom, …“. Auch ich glaubte an diese Aussagen, ich meinte zu wissen, dass analoge Kameras besser sein. Weit gefehlt. Die Bildqualitaet mag eventuell besser sein, wenn man ein Bild auf DIN A4 vergroessert, aber wann macht man das schon? Vor allem, man kann in Digitalbilder ohne Lupe am Rechner hereinzommen, Details genauer betrachten. Bei normalen Bildern, wer hat schon eine richtige Lupe? Wozu benoetigt man noch Diaphotos, wer will die Dinger noch Rahmen. Beamer und Digitalphotos, fertig ist die Show. Noch ein krasser vorteil. Photographieren ohne Reue. Verwackeltes Bild bei normaler Filmkamera, man sieht es dann, wenn man den Abzug hat, 2 Wochen/Monate spaeter. Mit einer Digicam macht man ein Photo, schaut es sich sofort an und macht bei Bedarf ein weiteres. Wie wirkt ein Bild mit anderer Belichtung? Gleiches Bild nochmal machen, kostet ja nichts. Bei Filmen weiss man spaeter eh nicht mehr, was man anders gemacht hatte.
Den groessten Vorteil sehe ich jedoch in der Masse an Bildern, die man ohne Reue machen kann. Man muss sie nicht mehr entwickeln, sondern kann erstmal genau gute Bilder aussuchen und diese dann eventuell zum Labor geben.
Wie man merkt, ich habe mich verliebt. Digitalkameras rocken, bisher haben wir erstaunliche 1,6 GB Bilder beisammen.
Nun zur Macaureise.

Merrit und ich brachen gen Macau auf, nachdem Frau N. und Bruder H. sich bereits auf den Weg nach ZhuHai gemacht hatten, seinerseits eine Special Economic Zone der VR China, in der der Kapitalismus herrschen darf. Mit der Faehre hurtig nach Central HK, anschliessend wanderten wir zum Faehrenhafen, von dem Schiffe nach Macau, ShenZen und auch ZhuHai abfahren. Vom Dach aus fliegen auch Helikopter in 20 Minuten nach Macau, aber dazu fehlt uns dann doch das Geld. Mit den von uns in Anspruch genommenen Tragfluegelbooten kamen wir aber auch innerhalb einer Stunde im ehemals portugiesischem Macau an.
Die Sonne gluehte, Grimm winkte ab, wenn Rikschafahrer ihre Dienste anboten, er weigerte sich einen Bus zur Reise zu verwenden, Merrit akzeptierte das. Per pedes wurde die Insel erkundet. Zunaechst versuchten wir erstmal der Hitze zu entgehen, liefen, tropften und hechelten im Schatten von Gebaeuden, bis wir in eine Fressgasse kamen. Wir durchliefen sie, schauten den Leuten auf die Teller und beschlossen das erste Lokal zu waehlen, denn dort wurde Besteck ausgeteilt. Vom freundlichen Besitzer des Lokals, er war der Einzige dort, der Englisch sprach (ausser uns natuerlich), wurden wir bedient. Wir beide assen das gleiche, Huehnchen auf leckerem Reis. Ich putzte die Platte, Merrit, unser armer Knabe leidet unter mangeldem Appetit und konnte nur knapp die Haelfte verputzen. Ich musste ihm also ein wenig helfen.
Nach der Staerkung machten wir uns auf die Suche nach einem Hotel, denn die Rucksaecke halfen in der bruetenden Hitze nicht wirklich. Im angeblichen „Rotlichtviertel“ (laut Reisefuehrer) wurden wir fuendig, fuer 8 Euro pro Person kamen wir unter. Das Zimmer war sauber, das Bad OK, es gab keinen Grund zu klagen. Nun machten wir uns wieder auf den Weg und erkundeten die Insel. Zu Fuss wohlgemerkt, was aber auch wirklich ausreichend war, denn Macau ist kleiner als man denkt. Innerhalb des verbleibenden Tages sahen wir fast alle interessanten Sehenswuerdigkeiten zu idealen Zeiten. Das noble Viertel erstrahlte fuer uns im Sonnenschein, „Our Lady of Penha“, eine Kirche, bekam einen romantischen Touch durch den heranbrechenden Abend, der beim Besuchen des Fortaleza do Monte schon die Dunkelheit gebracht hatte. Auf diesem Bollwerk gegen Invasionen konnten wir einen kompletten Rundgang mit ausfuehrlichen Blicken auf die Umgebung machen, bevor wir das Grundstueck verlassen mussten, das Fort hat Oeffnungszeiten.
Vom Fort wanderten wir weiter zur Fassade der Sao Paolo Kirche. Der Rest der Kirche war waehrend eines Kuechenbrandes 1835 den Flammen zum Opfer gefallen. Nachdem diese touristische Pflicht erfuellt war, stand nun wirres durch die Stadt laufen an. Wir bogen in interessante Gassen ein, untersuchten nett aussehende Treppen, komischerweise gingen die meist bergauf. Besonders interessant war der Gemuese und Fruechtegrossmarkt, durch den wir liefen. In einer Strasse, in die wir einbogen, war emsiges Treiben, Laster wurden entladen, Kisten geschleppt, es wurde geackert und gehandelt. Wir liefen interessiert und erfreut durch das Getuemmel, zwangen uns vorbei Kisten und Menschen. Wir fielen natuerlich auf wie bunte Hunde, aber das stoerte niemanden.
Durch die lange Lauferei erschoepft, beschlossen wir ins Hotel zurueckzugehen, um uns ein wenig zu erholen. Dort spannten wir aus, bis wir uns gegen zehn Uhr wieder losbegaben, wir wollten eine Bar besuchen. Ich hatte mich im Reisefuehrer kundig getan und fuehrte uns halbwegs zielgenau zum Barviertel. Dort waehlten wir uns eine Bar aus, die einen Billiardtisch hatte, aber keine Gaeste. Wir begaben uns hinein, erfuhren, dass man fuers Spielen Geld zahlen musste. Uns stoerte das nicht weiter, wir zockten drei Spielchen. Waehrend dieser Zeit kamen noch weitere Gaeste, wir hatten den Laden belebt. Als wir dann erstmal zu spielen aufhoerten, bat uns die Bedienung regelrecht weiter zu spielen, denn auch sie hatte bemerkt, dass wir dem Schuppen durch das Zocken halfen. Ein paar Spielchen spaeter war es dann auch schon halb zwei, so dass wir uns an den Weg ins Hotel machten. Dieser wurde eine kleine Quaelerei, jeder Schritt machte uns bewusst, wie lange wir doch gelaufen waren, wie wenig unsere Beine und Fuesse dies mochten. Auf dem Rueckweg konnten wir auch beim besten Willen nicht bemerken, dass wir im Rotlichtviertel wohnten, nirgends gab es dazu Anhaltspunkte. Hundemuede kamen wir am Hotel an, von einer schlaefrigen Angestellten wurde uns geoeffnet, wir wankten in unser Zimmer, nach der ueblichen Zahnhygiene fielen wir ins Bett.

Ich gebe ab an Merrit, der den zweiten Tag der Macaureise erzaehlen darf, ausserdem erhoffe ich mir von ihm einen Exkurs ueber die besonderen Eingenheiten Macaus, die aufzuzaehlen ich jetzt zu muede bin.

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