Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

4. Januar 2006

Thailand Retrospektive I

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 15:14

Ich bin leider in Thailand nicht dazugekommen Reiseberichte zu schreiben. Daher werde ich ein anderes Format wählen um über den Urlaub zu berichten. Wie dieses aussehen wird, wird sich, so wie ich mich kenne, jeden Tag bei jedem Beitrag wohl neu entscheiden.
Ich möchte natürlich erstmal über das schönste dieses Urlaubes berichten, das Meer und das darin enthaltene Leben.
In diesem Urlaub bin ich das erste Mal in meinem Leben wirklich Schnorcheln gewesen, früher hatte ich darauf keine Lust, weil mir Schwimmen so mißfällt. Da auf Ko Phi Phi das Wasser aber in schönstem klaren Blau lockt, die Strände aus weißem Korallensand bestehen und die Quellen dieses Sandes ab 50cm Tiefe im Wasser zu finden sind, überwand ich mich und schnallte mir die Taucherbrille um den Schädel. Nun, man kann sagen, ich habe mich innerhalb kürzester Zeit in diese Art des Schwimmens verliebt. Ich ließ mich häufig einfach nur im Wasser treiben, und betrachtete mir die Fische und Korallen von oben. (Einen Flaschentauchkurs konnte ich leider nicht machen, werde das aber hoffentlich beim nächsten Urlaub nachholen.)
Warum war ich so begeistert? Ich habe solche Fische, eine solche Farbenpracht noch nie in der Natur gesehen. Bisher sah ich es nur im Fernsehen und dachte mir, daß man das eh so niemals sehen würde. Auf Ko Phi Phi hingegen schwamm ich mitten drin, die Fische hatten keinerlei Angst, nein, sie waren häufig sogar neugierig, wollten wissen, wer sich da in ihrem Revier herumtreiben läßt.
Das eindruckvollste Erlebnis hatte ich an einem schönen Palmenstrand, wo ich mich eine Stunde lang langsam an einem Korallenriff treiben ließ. Als ich mich umblickte, bemerkte ich, daß ich von einem Schwarm von ca 100-150 Fischen begleitet wurde, circa fünf verschiedene Arten konnte ich erkennen. Ich beendete mein langsames Vorwärtsschwimmen und wartete damit der Schwarm aufholen konnte. Kurz darauf war ich schon mitten in ihm drin. Kleine, besonders neugierige Fische kamen immer näher und schauten mir aus circa zwei Zentimeter Entfernung in die Brille. Die anderen schwammen interessiert um mich herum ihre Kreise. Ich fühlte mich als würde ich in einem Aquarium schwimmen, nur waren diese Fische freiwillig hier, sie waren nicht in einem Glaskasten eingesperrt. Wäre ich nicht unter Wasser gewesen, wäre mir wohl die Kinnlade nach unten gefallen. Als ich nach einer Weile weiterschwamm, streifte ich unabsichtlich mit meiner Hand sogar einen von diesen kleinen Rackern, so nah waren sie dran. Ich hoffe nur, daß das Viech davon keine Hautkrankheit bekommt, was wohl nicht so selten passiert.
Auch bemerkenswert fand ich die allgegenwärtigen Seeigel, die an sich schwarz und eintönig wirken. Schaut man jedoch genauer hin, so erkennt man, daß diese farbig schillernde Punkte hinter ihren Stacheln verborgen haben. Die auf den Korallen vorhandenen Muscheln, die größte war 60 cm breit, leuchteten in einem tiefen Lila. Fuhr man mit der Hand zwischen sie und das Sonnenlicht, schlossen sie sich in einem schnellen Reflex, nach kurzer Wartezeit präsentierten sie aber wieder ihr violettes Inneres. Seegurken sind sehr kuriose Lebewesen, ich kann nur nicht sagen, ob es Pflanzen oder Tiere sind. Sie bewegen sich, soweit ich beurteilen kann, nicht wirklich. Sie liegen einfach nur weich und schlabberig auf dem Meeresboden und warten auf, ja auf was? Vielleicht darauf, daß eine Welle sie zu einem Partner schwemmt? Sie sind nicht wirklich schön anzusehen, aber ihre befremdliche Natur macht sie sehr interessant.
Ein weiterer Fisch konnte meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nur leider kenne ich die Artenbezeichnung nicht. Auf jeden Fall trieb ich mal wieder über ein paar Korallen, als ich diesen Fisch bemerkte, weil er immer wieder das Gleiche machte. Er schwam unauffällig vor mir, in zwei Meter Entfernung, tat so, als sähe er mich nicht. Dann schoß er mit erstaunlicher Geschwindigkeit in meine Richtung und bremste bei 30 Zentimeter auf Null ab und schaute mich kurz an. Da das keinerlei Wirkung auf mich zeigte, schwamm er wieder weg und tat wieder so, als gäbe es mich nicht. Dies hielt zwanzig Sekunden, dann schoß er wieder auf mich zu. Das Spielchen wiederholte sich ein paar Male, dann erschreckte ich ihn beim Anrasen durch einen Faustschlag in seine Richtung. Er brach seine Attacke ab, nur um nach der üblichen Ruhepause wieder zu kommen. Auch nach mehreren Durchgängen hatte er nicht genug von diesem Spiel, ich dann aber schon. Ich schwamm aus seinem Gebiet und er ließ von mir ab.

Abschließend kann ich wirklich sagen, ich war zutiefst beeindruckt von der Natur unter Wasser. Ich war wirklich stellenweise einfach nur sprachlos und staunte über diese Schönheit. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Ich freue mich wirklich auf meinen nächsten Urlaub in diese oder eine ähnliche Gegend. Ich habe gehört, daß die Malediven eine ähnliche Wasserwelt haben sollen.

31. März 2005

Urlaubsimpressionen

Filed under: Reiseberichte — Merrit @ 14:08

Da läuft man nichts ahnend durch die Reina Sophia und was ist? Es wird einem klar dass die Urlaubssaison angefangen hat, die Amis beginnen wieder zu schwärmen und holen sich eine Dosis europäische Kultur. Klar, man muß sich an Picassos Guernica drängelnd die Beine in den Bauch stehen und über die Tragik des Bildes reden. Hat man das gemacht ist man Kunstkenner. Eindeutig. Man hat Guernica gesehen und vielleicht sogar als Kunstpostkarte für 75ct für zuhause gekauft. Was macht es da dass man davor an Bildern von Goya, El Greco, Rubens, Dalí, Hopper und 100 anderen vorbeigelatscht ist ohne sie zu sehen oder auch nur zu bemerken.
Hauptsache man hat sich gleich am Flughafen einen Fächer mit der abgebildeten Königsfamilie gekauft und fächert sich bei knappen 17° eifrig die Nase. Und nein, der laszive Blick über den Fächer funktioniert nicht wenn man 2 Zentner wiegt und die Hände größer sind als der Fächer.
Klar, ich war auch Tourist, aber MEINE Hosen gehen wenigstens über die Knöchel.

15. September 2004

Hong Kong Reisebericht Teil 11

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 17:38

Muedigkeit und die Beeintraechtigung der Lauffaehigkeit. So koennte man Macau fuer mich auch umschreiben. Durch die ganze Lauferei ermatteten meine Beine nach und nach, ich konnte zwar immer weiter laufen, aber ich schaffte es nicht mehr mich auf den Boden zu konzentrieren, was sehr noetig war, denn meine Schienbeinmuskel waren nicht mehr richtig in der Lage meine Fuesse anzuheben. Dadurch stolperte ich stellenweise doch arg ueber kleine Hubbel auf den Buergersteigen und Strassen. Merrit lachte nur noch, wenn ich mal wieder an einem Steinchen haengen blieb. Nach Verlassen der Faehre, die uns von Macau wieder zurueck nach Macau gebracht hatte, wollte ich elanvoll die Steintreppe herunter laufen, schaffte es auch circa 8 Stufen lang, bis sich meine Fussspitze in einer angerauten Stelle auf der Treppenstufe verhackte und ich es nicht schnell genug schaffte den Fuss nachzuziehen.
Wesentlich schwungvoller als erhofft kam ich am Ende der Treppe an, denn ich fiel auf meinem Allerwertesten und rutschte mich drehend die Stufen herunter. Zum Glueck hatte ich am Treppenaufgang angekommen nur kleiner Schuerfungen am Arm und fiese Schmerzen am Hintern. Dies war ein wirklich guter Grund fuer die Ruhe des heutigen Tages, dessen Beschreibung nun folgt.

Wir liessen uns heute ganz gemuetlich ausschlafen, wir hatten nach dem anstrengenden Rumlaufen auf Macau keine Lust gleich ShenZen zu durchwandern, das kommt morgen dran. So stand ich um halb zehn auf, las ein wenig, Merrit erhob sich gegen elf aus den Federn. Auch er las ein wenig, Frau N. hatte sich schon laengst in ein Cafe verzogen, wo das phantastische Duo sie noch aufsuchte und bei der Gelegenheit auch ein Fruehstueck verdrueckte. Nachdem sich das Essen vom Teller in den Magen begeben hatte, brachen wir gen Strand auf. Dort angekommen, schwammen wir ein wenig, naja, taten so, denn an der tiefsten Stelle vor der Absperrung (in HK gibt es Haie) konnte ich noch auf den Zehenspitzen stehen und konnte durch den Mund atmen ohne zu ersaufen. Irgendwann hatten wir genug vom Salzgeschmack und duschten uns in der Stranddusche ab und genossen die nicht zu stark scheinende Sonne lesend. Auf diese Weise verbrachten wir den Nachmittag, kehrten gegen halb sieben nach Hause zurueck.
Dort rief uns Bruder H. an, teilte uns mit, dass er einen Tintenfisch und Garnelen zum Abendessen mitbringen wuerde. Ich hielt es fuer einen Scherz, denn ich hatte ihm meine Skepsis gegenueber Tieren aus Wasser mitgeteilt. Als er dann ankam, praesentierte er tatsaechlich stolz das tote Schlabbervieh (aka Tintenfisch), welches durch ein wenig Hartplastik in Form gehalten wurde. Die Garnelen hingegen waren noch teilweise am Leben (beim Kauf waren es noch alle), jedoch ueberlebte wohl keine von ihnen den anschliessenden Kochprozess. Aus dem geschlossenen, auf der Flamme stehenden Kochtopf drang zu Beginn ab und an noch ein Zappeln, das klang, als ob Maiskoerner zu Popcorn wuerden. Mir ward bei der Prozedur doch ein wenig schlecht und ich konnte mich nicht richtig aufs Essen freuen.
Als das Mahl serviert war, probierte ich jedoch sowohl vom Tintenfisch, als auch von den Garnelen und musste zugeben, dass sie mehr als essbar waren und liess mich von der Erinnerung an die Todesart nicht abbringen, sie waren ja mittlerweile tot.
Nach dem Abwaschen taten wir dann nicht mehr viel, wir muessen ja auch morgen frueh raus.

Hong Kong Reisebericht Teil 10

Filed under: Reiseberichte — Merrit @ 13:54

Na, dann will ich mal. Grimm hat gestern so lange getippt, dass ich mich hingehauen hab‘ und erst jetzt dazu komm vom 2. Macau-Tag zu berichten… Der 2. Teil ist wohl der interessantere.

Klar, am 2. Tag war erst mal Ausschlafen angesagt, die Tage davor waren recht hart, sauerstoffhaltig und teilweise doch recht lang. Ausserdem wollten wir beide es ausnutzen, endlich mal wieder in einem Bett schlafen zu koennen, auch wenn dieses komischerweise haerter war,als die Isos, die wir in den letzten 2 Wochen lieb gewonnen hatten. Immerhin war es hart und BREIT und nicht….. Na, ihr kennt Isos.
Da wir nur mit unseren kleinen Rucksaecken unterwegs waren, war schnell gepackt und zum Schluessel abgeben muss man auch kein chinesisch sprechen, so dass wir trotz laengeren schlafens nicht all zu spaet los kamen. Am Vortag hatten wir schon ein irgendwas ausgemacht, (SpielautomatenBistroCafeLoungeBar) dass anstaendiges Fruehstueck fuer nur HK$20 (also 2,5Euro) anbot. Um unsere Bestellung (Tee, Spiegeleier, Toast) aufzunehmen, musste der arme Garcon sicherlich 4 mal an unseren Tisch kommen. Mal hatte er die falsche Karte, mal was nicht verstanden oder was vergessen… wir waren kurz davor nach dem Fruehstueck gleich noch eins zu bestellen, um zu sehen, ob wir ihn zum weinen bringen koennten. Na ja, wir beschlossen genug gestaerkt zu sein fuer das folgende Tagesprogramm und machten uns via Bus auf den Weg zu den beiden Nachbarinseln, die durch Landgewinnungsmassnamen mittlerweile zusammengewachsen waren. Leider (und logischerweise) waren unsere geliebten Oktopus-Karten in Macau wertlos, und wir mussten in den Minibussen mit Muenzen bezahlen, die wir ohne Rueckgeld zu bekommen in einen Schlitz warfen. Rechts neben den Muenzschlitzen war ein Schild angebracht auf dem -wie wir dachten- der Fahrpreis angeschrieben stand. Komischerweise waren wir die einzigen, die ihn bezahlten, die anderen warfen alle ein Sammelsurium an Muenzen beliebiger Zusammenstellung in den Schlitz mit der auffaelligen Eigenschaft zusammen nur ungefaehr die Haelfte des angeschriebenen Fahrpreises wert zu sein.
Auf Taipa, der ersten der beiden siamesischen Inseln, griffen wir wieder auf unser bewaehrtes Mittel der Erkundung zurueck und liefen, dass die Sohlen qualmten…. Bald waren wir auch hier durch die Altstadt durch und sehnten uns nach der der 2. Insel, nach Coloane. Wieder Bus, wieder das Doppelte von allen anderen bezahlt und wieder in unseren „verplant“-Modus geschaltet. Irgendwie liegen uns die chinesischen Namensschilder nicht, darum fuehren wir eine Station zu weit und landeten nicht in der Altstadt, sondern am „schwarzen Strand von Coloane“…. oder so. Aber da unsere Fuesse eh schon rauchten (4. Tag in den Wanderschuehen), machten wir sie naggisch und genossen den zwischen den geschundenen Zehen durchquillenden Sand, bis wir dann zufaellig ueber einen Bach stolperten (lass es bitte einen [i]BACH[/i] gewesen sein). Zwei Freaks, ein Bach, ein Haufen Sand und ein paar in der Gegend rumfahrende Steine? Richtig, wir brachten gute deutsche Ingenieurstugenden nach China und bauten einen Damm. Drei mal. Das kostete unsere letzte Zeit auf Macau und wir fuhren schnurstracks nach HongKong zurueck, futterten lecker und hopsten ins Bettchen.
Weil Grimm es auf mich abschob, ein paar kleine, allgemeine Eindruecke von Macau: zum Beispiel gibt es hier den bisher einfach schoensten buddhistischen Tempel, den wir bisher auf unseren Wegen gesehen haben. Der A-Ma Tempel, der eben dieser Meeresgottheit (A-Ma) geweiht war. Aelter als die portugiesische Besiedelung (also aelter als ~1550) fehlte ihm eine ganze Menge an Plastik, was seinem Charme sicherlich keinen Abbruch tat. Uebrigens hatten es die Portugiesen mit Namen ebenso wenig wie die Englaender: Bucht heisst im Chinesischen „Gau“…… Was heisst dann „A-Mas Bucht“ (also die, in der der Tempel stand)? Genau, A-Ma Gau. Wer sieht’s? Wo waren wir? Genau, Macau. Das ist wirklich kein Witz, auch wenn’s ein wenig weit hergeholt klingt.
Sehr europaeisch gepraegte Stadt, viele Kolonialbauten, man kommt sich teilweise vor wie in Spanien oder Italien, was auch daran liegt, dass das liebste Befoerderungsmittel der Macauianer (whatever) der Motorroller ist. Davon quellen die Strassen und auch die Parkplaetze ueber! Die Verstaendigung ist schwieriger als in HongKong, weil nicht nur wir sondern auch die Chinesen kein Portugisisch koennen. [i][Luschdiges dazu: Wir wollten 2 Coladosen kaufen und bekamen dazu noch 2 „Eggtards“ ohne es zu wollen oder die Moeglichkeit zu haben sie abzulehnen. Natuerlich mussten wir sie zahlen. Oder: Ich kaufte uns ein Eis und stand mit den Eisen (eine Art Split-Mango) vor einer alten Chinesin, die mir mit den Fingern immer „2“ anzeigte und ich nickte fleissig und sagte „Yes, both“. Es wollte nicht in meinen Kopf hinein, dass ich fuer 2 Eis nur HK$2 (0,25 Euro) zahlen sollte.][/i]
Vom Villenviertel bis zum Zeitungsverkaufer, der nachts auf seinem Stand schlaeft, sind es ungefaehr 10 Meter, einmal ueber die Strasse. In Macau sind sicher die Haelfte aller Fenster vergittert, auch noch im 4. Stock. Wohl damit die KungFu Einbrecher nicht einfach so ins Zimmer fliegen koennen. Und KEIN Chinese schaut doof, wenn man „Bitte bitte lass mich dein Sklave sein“ singend durch die Strasse geht.
Macau ist uebrigens so ein wenig suendiges Spielebabylon der HongKongnesen. Es gibt reihenweise Spielhoellen, Casinos, eine Pferderennbahn, eine Hunderennbahn und einiges an Stundenhotels. Am Wochenende quellen die Faehren angeblich geradezu ueber vor Gluecksspieltouristen und der Reisefuehrer warnt wiederholt eindringlich sich von Einheimischen und HongKongchinesen mitreissen zu lassen und die ganze Urlaubskasse auf den Roulettetisch zu legen. Wobei ich das eine oder andere chinesische Gluecksspiel gerne gesehen haette.

So, das war’s, gleich gibbet frische, dicke Schrimps zu Essen und Grimm wird euch vom heutigen Tag berichten. Wir Glueckskinder wir!

14. September 2004

Hong Kong Reisebericht Teil 9

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 19:37

Das phantastische Duo ist heute wohlbehalten aus Macau wieder in Hong Kong eingekehrt. Ich bin zuerst mit schreiben dran, Merrit wird nach mir seinen Job erledigen.
Mein heutiges Vorwort geht ueber Digitalkameras. Bisher hatte ich immer eine gewisse Abneigung gegen diese Dinger, man kennt die Vorbehalte. „Schlechtere Qualitaet, fressen Strom, …“. Auch ich glaubte an diese Aussagen, ich meinte zu wissen, dass analoge Kameras besser sein. Weit gefehlt. Die Bildqualitaet mag eventuell besser sein, wenn man ein Bild auf DIN A4 vergroessert, aber wann macht man das schon? Vor allem, man kann in Digitalbilder ohne Lupe am Rechner hereinzommen, Details genauer betrachten. Bei normalen Bildern, wer hat schon eine richtige Lupe? Wozu benoetigt man noch Diaphotos, wer will die Dinger noch Rahmen. Beamer und Digitalphotos, fertig ist die Show. Noch ein krasser vorteil. Photographieren ohne Reue. Verwackeltes Bild bei normaler Filmkamera, man sieht es dann, wenn man den Abzug hat, 2 Wochen/Monate spaeter. Mit einer Digicam macht man ein Photo, schaut es sich sofort an und macht bei Bedarf ein weiteres. Wie wirkt ein Bild mit anderer Belichtung? Gleiches Bild nochmal machen, kostet ja nichts. Bei Filmen weiss man spaeter eh nicht mehr, was man anders gemacht hatte.
Den groessten Vorteil sehe ich jedoch in der Masse an Bildern, die man ohne Reue machen kann. Man muss sie nicht mehr entwickeln, sondern kann erstmal genau gute Bilder aussuchen und diese dann eventuell zum Labor geben.
Wie man merkt, ich habe mich verliebt. Digitalkameras rocken, bisher haben wir erstaunliche 1,6 GB Bilder beisammen.
Nun zur Macaureise.

Merrit und ich brachen gen Macau auf, nachdem Frau N. und Bruder H. sich bereits auf den Weg nach ZhuHai gemacht hatten, seinerseits eine Special Economic Zone der VR China, in der der Kapitalismus herrschen darf. Mit der Faehre hurtig nach Central HK, anschliessend wanderten wir zum Faehrenhafen, von dem Schiffe nach Macau, ShenZen und auch ZhuHai abfahren. Vom Dach aus fliegen auch Helikopter in 20 Minuten nach Macau, aber dazu fehlt uns dann doch das Geld. Mit den von uns in Anspruch genommenen Tragfluegelbooten kamen wir aber auch innerhalb einer Stunde im ehemals portugiesischem Macau an.
Die Sonne gluehte, Grimm winkte ab, wenn Rikschafahrer ihre Dienste anboten, er weigerte sich einen Bus zur Reise zu verwenden, Merrit akzeptierte das. Per pedes wurde die Insel erkundet. Zunaechst versuchten wir erstmal der Hitze zu entgehen, liefen, tropften und hechelten im Schatten von Gebaeuden, bis wir in eine Fressgasse kamen. Wir durchliefen sie, schauten den Leuten auf die Teller und beschlossen das erste Lokal zu waehlen, denn dort wurde Besteck ausgeteilt. Vom freundlichen Besitzer des Lokals, er war der Einzige dort, der Englisch sprach (ausser uns natuerlich), wurden wir bedient. Wir beide assen das gleiche, Huehnchen auf leckerem Reis. Ich putzte die Platte, Merrit, unser armer Knabe leidet unter mangeldem Appetit und konnte nur knapp die Haelfte verputzen. Ich musste ihm also ein wenig helfen.
Nach der Staerkung machten wir uns auf die Suche nach einem Hotel, denn die Rucksaecke halfen in der bruetenden Hitze nicht wirklich. Im angeblichen „Rotlichtviertel“ (laut Reisefuehrer) wurden wir fuendig, fuer 8 Euro pro Person kamen wir unter. Das Zimmer war sauber, das Bad OK, es gab keinen Grund zu klagen. Nun machten wir uns wieder auf den Weg und erkundeten die Insel. Zu Fuss wohlgemerkt, was aber auch wirklich ausreichend war, denn Macau ist kleiner als man denkt. Innerhalb des verbleibenden Tages sahen wir fast alle interessanten Sehenswuerdigkeiten zu idealen Zeiten. Das noble Viertel erstrahlte fuer uns im Sonnenschein, „Our Lady of Penha“, eine Kirche, bekam einen romantischen Touch durch den heranbrechenden Abend, der beim Besuchen des Fortaleza do Monte schon die Dunkelheit gebracht hatte. Auf diesem Bollwerk gegen Invasionen konnten wir einen kompletten Rundgang mit ausfuehrlichen Blicken auf die Umgebung machen, bevor wir das Grundstueck verlassen mussten, das Fort hat Oeffnungszeiten.
Vom Fort wanderten wir weiter zur Fassade der Sao Paolo Kirche. Der Rest der Kirche war waehrend eines Kuechenbrandes 1835 den Flammen zum Opfer gefallen. Nachdem diese touristische Pflicht erfuellt war, stand nun wirres durch die Stadt laufen an. Wir bogen in interessante Gassen ein, untersuchten nett aussehende Treppen, komischerweise gingen die meist bergauf. Besonders interessant war der Gemuese und Fruechtegrossmarkt, durch den wir liefen. In einer Strasse, in die wir einbogen, war emsiges Treiben, Laster wurden entladen, Kisten geschleppt, es wurde geackert und gehandelt. Wir liefen interessiert und erfreut durch das Getuemmel, zwangen uns vorbei Kisten und Menschen. Wir fielen natuerlich auf wie bunte Hunde, aber das stoerte niemanden.
Durch die lange Lauferei erschoepft, beschlossen wir ins Hotel zurueckzugehen, um uns ein wenig zu erholen. Dort spannten wir aus, bis wir uns gegen zehn Uhr wieder losbegaben, wir wollten eine Bar besuchen. Ich hatte mich im Reisefuehrer kundig getan und fuehrte uns halbwegs zielgenau zum Barviertel. Dort waehlten wir uns eine Bar aus, die einen Billiardtisch hatte, aber keine Gaeste. Wir begaben uns hinein, erfuhren, dass man fuers Spielen Geld zahlen musste. Uns stoerte das nicht weiter, wir zockten drei Spielchen. Waehrend dieser Zeit kamen noch weitere Gaeste, wir hatten den Laden belebt. Als wir dann erstmal zu spielen aufhoerten, bat uns die Bedienung regelrecht weiter zu spielen, denn auch sie hatte bemerkt, dass wir dem Schuppen durch das Zocken halfen. Ein paar Spielchen spaeter war es dann auch schon halb zwei, so dass wir uns an den Weg ins Hotel machten. Dieser wurde eine kleine Quaelerei, jeder Schritt machte uns bewusst, wie lange wir doch gelaufen waren, wie wenig unsere Beine und Fuesse dies mochten. Auf dem Rueckweg konnten wir auch beim besten Willen nicht bemerken, dass wir im Rotlichtviertel wohnten, nirgends gab es dazu Anhaltspunkte. Hundemuede kamen wir am Hotel an, von einer schlaefrigen Angestellten wurde uns geoeffnet, wir wankten in unser Zimmer, nach der ueblichen Zahnhygiene fielen wir ins Bett.

Ich gebe ab an Merrit, der den zweiten Tag der Macaureise erzaehlen darf, ausserdem erhoffe ich mir von ihm einen Exkurs ueber die besonderen Eingenheiten Macaus, die aufzuzaehlen ich jetzt zu muede bin.

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