Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

15. April 2005

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Filed under: Wirres Kopfzeugs — Merrit @ 21:42

Aus Gemamusikindustriellen-Wir-wollen-Grimm-nicht-zum-Märtyrer-machen-Gründen unterlasse ich es hier den Text Brian Adams „Summer of ’69“ zu posten und verweise darauf das man HIER wenn man nach lyrics summer of 69 sucht als ersten Treffer tatsächlich einen wahrscheinlichen Gesetzesbrecher findet den man natürlich nicht unterstützen sollte in dem man sich den Text des oben genannten Liedes durchliest. Für das Protokoll: Ich habe den entsprechenden Link natürlich gleich der POZILEI gemeldet nur um GANZ sicher zu gehen.
So, und weil keiner den Text liest -da ihn eh jeder, zumindest inhaltlich, zu kennen hat- jetzt der eigentliche Inhalt dieses Blogs… denke ich.

Letztens, also vor zwei Jahren oder so, hab‘ ich mir überlegt wann mein „Summer of ’69“ war da, anbetracht meines Geburtsjahres, auffällig logisch ist dass für mich der originale ’69er Sommer keinerlei persönliche Bedeutung hat bis auf die Tatsache dass mein liebes Schwesterherz in ihm die Welt erblickte…. wobei selbst dies nur bei großzügiger Auslegung der Fakten wirklich so zu sehen ist, hat sie doch anfang Januar Geburtstag. Na, aber darum geht’s ja nicht. Sondern um die Frage ob ich auch einen legendären Sommer in meiner persönlichen Geschichte habe, einen a la „Oh when I look back now/That summer seemed to last forever/And if I had the choice/Ya – I’d always wanna be there/Those were the best days of my life „.
Klar denke ich, MEIN Sommer war der ’85. Schön heiß und ich bin mit dem Till auf unseren Rädern rumgefahren, hab die Gegend unsicher gemacht, damals als Sperrmüll noch bedeutete dass ganze Viertel an einem einzigen Tag Berge von Schätzen auf die Straße räumten und JEDER sich bedienen konnte so lange er nur schneller war als die Müllmänner (wir haben immer die Vakuum-Röhren aus den alten Fernsehern ausgebaut), damals als ein Wassereis noch zu recht Zenereis genannt wurde weil man als stolzer Besitzer einer Deutschen Mark noch tatsächlich 10 Stück (Bitte nur die grünen und braunen) davon bekommen hat. Klar, ich hatte weder Band noch Sixstring aber he, wir hatten Fahrräder und waren 3 Tage damit beschäftigt den Ofen auseinander zu nehmen den wir im Feld gefunden hatten. Das Muß doch reichen den Sommer ’85 zu meinem Unendlichsommer zu machen.
Aber war der ’85er besser als zum Beispiel der Sommer ’87? Die Zenereis kosteten immer noch so wenig, immer noch mit Till zog ich um die Häuser und wir aßen Nogger wärend des Minigolfens. Wir hatten so viele Nogger dass ich am Ende des Sommers tatsächlich auf der 18-Loch Bahn eine 27er Runde spielte. Auf dem Rückweg fuhren wir immer noch an der Eisdiele in der Hauptstraße vorbei und holten uns einen Milchshake (Ich Vanille, er Nuß oder Schokolade). Schwimmen im Ketscher See mit befreundeten Familien und immer hatte irgendwer eine Wassermelone dabei. Unsere Tief- und Weittauchwettbewerbe (gar nicht so leicht eine Hand voll glitschigem Sand als Beweis vom Seeboden nach oben zu bringen, beim Auftauchen floss er immer durch die Finger) Mit gesammelten Pfandflaschen bekamen wir auch jedes mal genug Geld zusammen um im Kiosk am See ein „Luxus“ oder ein „Himbi“ zu kaufen. Nicht zu vergessen die Gesellschaften an meiner Tante Pool, bei denen regelmäßig mein Vater losgeschickt wurde von gegenüber eine Spezialthermoskanne voll Eis zu kaufen. Ein Sommer mit so viel Eis… wenn nicht dieser, welcher Sommer dann qualifiziert sich für die Goldmedaille, für die Bezeichnung „Sommer aller Sommer“.
Ach, es gab so viele, so schöne, so viele schöne.
Allein die ganzen Sommer am Gymnasium, Mäxchen spielen, mit der Milchkarte Kakao holen, mit den Laugenbrötchen (im verlaufe des Monats wurden aus Geldmangel die Käselaugen zu Laugen zu Roggenwecken) die Runde durch den Park laufen, im Park den Unterrichtsbeginn zu verschlafen. Die ersten Freundinnen und damit einhergehenden neuen Erfahrungen. Mit Grimm und zwei Mädchen an einer Quelle im Wald eine Party zu feiern um danach, angeheiterte Gentlemen die wir waren, unsere Hosen gegen ihre Röcke zu tauschen damit die Damen nicht zu sehr frören…. Nur um dann mit eben diesen Röcken (seiner mittellang geblümt, meiner ein orangenes, eher kurzes… Lendenschürzchen) auf unseren Rädern (nie wieder Rock & Rad!) über die sommerlich bevölkerte Neckarwiese zu fahren, sehr zur Freude aller anwesenden.
All die Sommernächte die wir philosophierend, redend, schweigend, ausgelassen quatschend, nachdenklich planend, Musik hörend, Nachbarn störend, Trompete lauschend und so vieles mehr machend auf dem Balkon verbracht haben. All das reicht nicht aus ein paar Eis in meiner Kindheit aufzuwiegen? Nein, irgendein Sommer zwischen ’93 und ’97 muß trotz der kindlichen Unschuld, der Leichtigkeit kindlichen Lebens früherer Jahre das rennen machen. All diese Sommer waren problemfreier entspannter und einfach besser als die Sommer die man heutzutage hat. Könnte ich wetten…
Und doch weiß ich von damaligen Problemen. Ausverkauften Nogger, Brutalos die schneller an den Sperrmüllhaufen waren, Regentage, ärger in der Schule, Französischnoten, Nachsitzen, Hausarrest. Das menschliche Gehirn ist ein gnadenvolles und läst solche Dinge schneller verblassen als all das schöne das man erlebte, lässt Unbill vergessen und betont das Gute und Schöne. Und darum weiß ich jetzt auch, welchen Sommer ich adeln, zu MEINEM Sommer machen, zum Sommer aller Sommer erklären werde.
Keinen einzigen, keinen einzelnen sondern die Essenz aller Sommer zusammen. Von damals bis jeweils…. sagen wir 3 Jahre vor heute. Dem jeweiligen Heute, in der Annahme dass mein Gehirn (das gütige –wenn auch sehr unzuverlässige) eben diese 3 Jahre braucht um Staub fallen zu lassen über alles unschöne, während es das positive aufpoliert und konserviert um Einzelheiten langsam und kontrolliert unterzurühren, unter all das was die Sommer der Vergangenheit so schön macht. Einzelheiten wie einen Urlaub in Prag mit meinem Spatz, Stunden mit Honigmelonen in Tretboten auf dem Bodensee, Wanderungen über LanTau-Island, das Autolose Siena, Mitternachtssonne auf einer schwedischen Hochzeit, viele Stunden mit meiner Lieben und meinen Lieben.

Sommergedanken,
sich beim Gehirn bedankend,
wenn der Herbst beginnt.

Winterschweres Gut,
Zukunftsangst, Gedankenpest,
niemals mich loslässt.

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