Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

23. Juli 2013

Osten, Westen ist doch egal

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 20:49

Kurz vorweg, ich füge keine Bilder mehr direkt in den Text ein; sie werden stattdessen gesammelt in eine Galerie am Ende des Textes zu finden sein. So kann ich mehr Bilder einfügen und muß nicht immer glauben dies textlich begründen zu müssen.

Nachdem meine ursprünglichen Pläne einer Mittelmeerumrundung durch die gar nicht so nachbarschaftlichen Verhältnisse zwischen den diversen Anrainern und den diversen Frühlingserscheinungen zunichte gemacht wurden, entschied ich mich für eine Tour durch den Osten Europas und damit auch für den Osten Deutschlands.

Kurze Unterbrechung für einen Todeskampf, der gerade auf meinen Tisch geplumpst ist. Eine Libelle hat vermutlich im Fluge eine Schwebewespe am Schopfe gepackt und ist in einer Art Umarmung neben mir herniedergegangen. Jetzt weiß ich zumindest mal wovon Libellen so leben. Schnell ist ihre Nahrungsaufnahme hingegen nicht, sie sitzt da jetzt schon 5 Minuten und saugt an ihrem Wespchen, welches sich nur selten noch rührt. Vollkommen unbeeindruckt von meinen Aufnahmen dieses Stillebens.

Weiter im Thema. Ich war bis zu dieser Reise noch nie lange im Osten, außer zur Durchreise nach Berlin, zu einer der vielen Konferenzen, die ich dort besuchte. (Die Libelle ist nun satt und proper hurtig entfleucht und hinterließ eine etwas vertrocknete und verschrumpelte und auch definitiv tote Wespe auf meinem (!) Eßtisch.) Entsprechend ging ich mit einer gewissen Neugier auf dieses Neuland zu. Einen Teil habe ich ja schon erwähnt, das Grenzmuseum und auch Frankfurt (Oder).

Zunächst wollte ich meine Reise mit der Wartburg beginnen, da Merrit dort während der Schulzeit ein Landheimaufenthalt verbrachte und ich darauf immer ein wenig neidisch war. Meine Fahrt dorthin führte über phantastische Straßen. (Man merkt, ich schreibe diesen Text in Polen, wo gute Straßen darüber definiert sind, daß die Schlaglöcher wenigstens ein wenig mit Kaltasphalt geflickt wurden oder aus gutem Kopfsteinpflaster bestehen.) Die Fahrt mußte jedoch unterbrochen werden, als ich am Straßenrand ein altes Jagdschloß erblickte. Dieses Schloß Wilhelmsthal wurde Ende des 17. Jahrhunderts errichtet und durch mehrere Bauten erweitert. Im Laufe des 20. Jahrhunderts ging es an den Staat über, ich vermute mal, daß die ursprünglichen Besitzer enteignet wurden, und verfiel nach der Wende dann. Mittlerweile wurden Sicherungsmaßnahmen ergriffen und die ersten Gebäude werden aufwendig saniert (im Rahmen des Konjunkturprogrammes II, welches ich hiermit als sinnvoll einschätze). Die Gebäude sind teilweise sogar auch bewohnt, die schönsten sind aber leider noch akut einsturzgefährdet. Aber ich bin zuversichtlich, daß die meisten Gebäude überleben werden.

Nach diesem Umweg fuhr ich dann endlich zur Wartburg und fand eine wohlrestaurierte Burg wieder, die ein wenig wie die Hochkönigsburg wirkte. Viel zu neu, viel zu renoviert, viel zu viel neu aufgebaut. Das ist natürlich ein Widerspruch zu der Freude über den Wiederaufbau des Jagdschlosses. Aber während der Verfall des Schlosses aufgehalten wurde und rückgängig gemacht wurde, wurde die Wartburg eher wieder aufgebaut. Man stelle sich vor dem Heidelberger Schloß würde dies widerfahren. Das wäre eine Katastrophe. Ähnlich enthusiastisch empfand ich entsprechend die Wartburg. Vielleicht lag dies auch daran, daß ich eben die Hochkönigsburg im Elsaß schon zweimal besucht hatte und daher das renovierte und vollständige Aussehen solcher Burgen schon kannte. Was auch nicht half, war der Führungszwang. Ich verstehe das in einer Tropfsteinhöhle eher als in einer Burg. Ich möchte nicht durch die Räume geführt werden, ich möchte nicht zusätzlich für eine Photographieerlaubnis bezahlen. Ich möchte in Ruhe durch die Räume gehen, Erklärungstexte lesen und ab und an die Kamera ergreifen, so ich es möchte. Darum gibt es auch von den nicht so beeindruckenden Innereien der Wartburg keine Photos von mir, auch nicht vom nicht vorhandenen Tintenfleck eines gewissen M. Luthers.

Der weitere Teil der Reise durch Ostdeutschland verlief recht ähnlich. Es gab beeindruckende Orte, wie Dahme, Beeskow, Creuzburg und natürlich den Harz. Es gab aber auch Städte wie Madgeburg, die leider auf mich keinen Reiz mehr ausübten, da sie zu sehr unter dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg gelitten haben. Eine weitere Enttäuschung war das Museum an den Seelower Höhen, welches in der Zeit sehr gelobt wurde. Dieses bestand aber nur aus einem kleinen Raum (wieder mal war für 2 Euro eine Photoerlaubnis zu erstehen), in dem hauptsächlich Multimediagedöns stand. Ich hatte nach der sehr positiven Berichterstattung in der Zeit wohl zu viel erwartet. Aber ich war beim Herumfahren in der Gegend mal wieder überrascht, wie sehr doch die nicht sonderlich hohen Höhen in der damaligen Schlacht den Verteidigern einen Vorteil verschafften. Die Wehrmacht verlor diesen Kampf natürlich, aber die Soldaten der Roten Armee bezahlten dies mit deutlich höheren Verlustzahlen. Dies so kurz vor Ende des Krieges (weswegen wohl auch viele Rotarmisten lieber desertierten, als zu diesem Zeitpunkt noch zu sterben)…

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, ich wollte dem Osten Deutschlands meine Freundschaft aussprechen. Nachdem ich die letzten 20 Jahre diesem Teil Deutschlands indifferent gegenüberstand, bin ich mittlerweile begeistert von der Landschaft und den Leuten. Ich hoffe, daß noch viele Investoren und Firmen erkennen, daß man in der Gegend sein Geld lassen sollte. Ich hoffe, daß noch viele Touristen den Schatz im eigenen Lande erkennen und dorthin fahren. Hoffentlich bleiben dann auch mehr junge Leute im Lande oder kehren zumindest wieder dorthin zurück. Ich wäre einer Stelle in der Gegend sicherlich nicht abgeneigt. Vielleicht führt ja die Nachbarschaft zu Polen zu belebenden Effekten? Ich hoffe es sehr.

Mit diesen Worten schließe ich diesen Eintrag und überlasse die Leser jetzt der Galerie und dem Ausblick auf einen zukünftigen, kurzen Eintrag über meine Panzerfahrstunde, die mir von meiner Arbeitsgruppe zum Abschied geschenkt wurde.

 (Anklicken eines Bildes öffnet theoretisch eine Galerie. Manchmal auch nicht. Ich weiß nicht so recht woran es liegt, aber das langsame Netz macht keine Lust das noch länger zu erkunden. Und ja, das Layout der Bildunterschriften ist Schrott, dito.)

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