Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

6. Juli 2004

Ich konnte zuerst das Reimen nicht unterlassen oder Die Kunst des falschen Haikus

Filed under: Trashaiku 5-7-5 — fuenf @ 04:59

Von Lord_Agin und Merrit angesteckt, wollte ich mich auch mal versuchen. Verkrampfte aber zu sehr ob des nötigen Jahreszeitenbezugs, der Onomatopoesie (Lautmalerei), der Metonymie und anderer Kleinigkeiten, wie meines zwanghaften Reimens:

[i]lau windet’s mir zu –
verneine ‚mal Abstraktes
in einem Haiku[/i]
– Auszug, späte Entstehungsphase

…wurde mir aber glücklicherweise im richtigen Moment des mir (als Mann) zustehenden Rechts auf Haiku-Mißbrauch gewahr und kehrte zur ursprünglichen Intention zurück, die objektivistische Perspektive ein weiteres Mal zu verzerren.

[b]so dachte ich mir –
vernein‘ mal das Abstrakte
in ’nem H I Q[/b]

7 Comments »

  1. Vertauscht man das [i]in[/i] der letzten Haiku-Zeile mit einem [i]mit[/i] hat man ein Teekesselchen 😀 …zumindest so halb…. wenn man ein Auge zukneift.. und den Kopf sooo hält… und dann nicht zu genau liest.

    Kommentar by Merrit — 6. Juli 2004 @ 13:00

  2. Boa fuenf, du bist mir über. Ich werde immer begeisterter von deinem HIQ. Schreib mal einen klassischeren, vielleicht kann ich in den noch tiefer sinken.
    Und NEIN, ich werde NICHT meine Gedanken mitteilen… auch wenn’s einige kaum glauben können.

    Kommentar by Merrit — 6. Juli 2004 @ 20:08

  3. Und tatsächlich 5-7-5…. schöner Kunstgriff am Ende mit dem HIQ.

    Kommentar by Merrit — 6. Juli 2004 @ 20:17

  4. [b]Vorweg: Nicht nur [url=http://www.bertelsmann.de/index.cfm?oldBrowser=0]Bertelsmann[/url] sondern auch [url=http://web517.s13.okayspace.de/index.php]Grimms Welt[/url] hat eine sehr kleine Eingabemaske, zumindest wenn man einen Kommentar schreiben will, ich hoffe mal die Layoutfehler werden mir verziehen, auf die Rechtschreibfehler pfeif ich und was Satzbau u.ä. angeht… vielleicht schau ich morgen nochmal… 😉 [/b]

    Oh wie fein…. durch auslassen des Wortabbruchs durch Apostroph in der ersten Zeile hebst du eben diese weiter von den beiden nachfolgenden abschliessenden Zeilen, in denen jeweils ein Apostroph zu finden ist, ab. Durch das Ausschreiben des „dachte“ erhälst -von halten, nicht nur von bekommen- du nicht nur die geforderte Silbenzahl sondern eine gewisse schriftdeutsche kühle Distanz die die erste Zeile gleichwohl zu einer Überschrift adelt, zu einer geschriebenen Einleitung und Erklärung des [i]eigentlichen[/i]Gedichts [b]im[/b]Gedicht selbst, sehr akzentuiert auch durch den abschliessenden [i]Gedanken[/i]strich.
    Im Gegensatz zu der „Überschriftszeile“ nutzt du in den beiden „Gedankenzeilen“ Apostrophe um den umgangssprachlichen Charakter deiner Gedanken zu betonen, sie [i]realer[/i] zu machen. Durch sie -die Apostrophierung- entführst du den Leser deines H I Qs auf sehr subtile Weise dazu scheinbar deine Gedanken zu erleben wie die selbstgedachten. So machst du deine Gedanken zu den unseren, dringst in [b]unsere[/b] ein und wirst dort deinerseits zum Lesenden.
    Die letzte Buchstaben- beziehungsweise Silbengruppe springt einem schon bei bloser Betrachtung vor dem Lesen in’s Auge. Einzig diese drei Buchstaben erheben sich optisch über den Rest des Haikus, ihre Grossschreibung ersetzt markant das nicht vorhandene Satzzeichen am Ende des Gedichts als quasi virtuelles Ausrufezeichen, als gedachter Punkt. Durch sie verzichtet der Autor darauf dem Haiku eine vordefinierte, den Leser in Leseschemata zwingende, Betonung hin zur fast schon aggresiven Aufforderung mit Ausrufezeichen: [i]“Vernein‘ mal das Abstrakte in’nem H I Q[b]![/b]“[/i] oder doch zu der resigniert neutral gehaltenen Aussage mit Punkt:[i]“Vernein‘ mal das Abstrakte in ’nem H I Q[b].[/b]“[/i] zu geben.
    Diese Sonderstellung des letzten [i]Wortes[/i] erlaubt es auch den Kreis zum Anfang zu schliessen, dient es doch gleich der ersten Zeile durch seine Stellung und Schreibweise ebenfalls als erklärende Überschrift des Haikus beschreibt Form und Inhalt des vergangenen und des, durch den geschlossenen Kreis, wieder kommenden. Dieser Kreisschluss mildert auch das Gefühl der Haiku sei aus einem grösseren Zusammen gerissen das durch fehlende Satzzeichen, den kleingeschriebenen Gedichtsanfang wie auch das Brückenwort [i]so[/i] mit dem wir von Anfang an mitten ins Gedicht gerissen werden.
    Doch auch in der Bedeutung wird bei [i]H I Q[/i] Raum für Gedankenspiele gelassen. So kann es einmal entfremdet lautmalerisch für die Gedichtsform Haiku stehen, wobei die Entfremdung als Homage an das uns kulturell und auch sprachlich fremde Geburtsland des Haikus -Japan- zu sehen ist, wie auch für den bei uns eingebürgerten Anglizismus der [i]High IQ[/i], im Sinne der Verumgangssprachlichung durch Apostrophierung hier zu einem [i]HighQ[/i] zusammengezogen. Und in der Doppelstellung als Gedichtsschluss und Gedichtsüberschrift auch durchaus einmal das eine, dann das andere.
    So lässt sich abschliessend sagen dass uns das Haiku vor eine unlösbare Aufgabe stellt denn weder im Intelligenzquotienten noch in einem Gedicht lässt sich das Abstrakte verneinen.

    Kommentar by Merrit — 6. Juli 2004 @ 22:20

  5. Merrit… Du bist verrückt, oder?

    Ich weiß nicht, was ich schreiben soll, aber daß ich etwas schreiben muß, daß es mich anschreit zu schreiben, das weiß ich sehr wohl!

    [b]1. Danke für Deine tolle Interpretation.

    2. Und tu’s nie wieder![/b]

    ad 1. Ich fühle mich geehrt und schäbig zu gleich, als würde sich jemand über Gebühr über mich lustig machen.

    ad 2. Ist doch nur ein lausiger Dreizeiler, der allenfalls vorgibt, ein Haiku zu sein. Auch wenn er anstelle eines persönlichen (Natur-)Erlebnises interessanterweise einen abstrakten Gedanken vorträgt – und zwar als implizierte Behauptung, er wäre nicht weniger abstrakt als das persönliche Erlebnis -, so wollte ich Dir nicht Stunden des Interpretierens aufbürden. Allerdings haben sie mich über mein eigenes [i]Werk[/i] belehrt und mich noch stärker Deiner unermeßlichen Größe gewahr werden lassen. [b]Chapeau![/b]
    Also: tu’s nie wieder, das wäre zuviel der Ehre!

    Kommentar by fuenf — 6. Juli 2004 @ 23:59

  6. Sicher wollte ich mich nicht über dich lustig machen. ich bin nur beim dritten oder vierten Lesen über ein Detail gestolpert und wollte dazu was kleines schreiben….. Äh…. na ja, hab dann noch mehr gefunden. 😀
    Seh‘ meine kläglichen interpretationsversuche (den Inhalt habe ich nur gestriffen) doch einfach als eine Karikierung meiner 14 jahre deutschunterricht in denen ich auf weit schlechteren Gedichten weit mehr Seiten saugen musste.
    Hier hat es Spass gemacht und ich sehe dein Gedicht mit anderen Augen.

    Kommentar by Merrit — 7. Juli 2004 @ 01:27

  7. Hej, das ging fix…
    Ganz ohne Scheiß, Deine Interpretation kam schon richtig an und ich finde sie auch gut strukturiert und interessant zu lesen (wenn auch der High-IQ-Ansatz etwas konstruiert wirkt). Vor allem was Du über die Form schreibst war für mich aufschlußreich, da ich mir gar nicht soviel dabei dachte, wie Du rausgelesen hast. Wie wir aus dem Deutschunterricht wissen, muß das aber nicht heißen, daß ich es unterbewußt nicht doch meinte, hihi. Was das „H I Q“ betrifft, war ich mir nicht sicher, ob Haiku zweisilbig (hai-ku) oder eben dreisilbig (ha-i-ku) ausgesprochen wird, dieser Problematik bin ich m. E. geschickt aus dem Weg gegangen, indem ich gleichzeitig den Begriff durch Dekonstruktion erweiterte. Was auch nochmal das ganze Thema meiner Haiku-Kritik unterstreicht, wenn ich so drüber nachdenke.
    Merrit, wenn ich Kinder wollte, dann von Dir!

    Kommentar by fuenf — 7. Juli 2004 @ 01:37

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