Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

25. September 2013

Transitland Bulgarien

Filed under: Reiseberichte — Grimm @ 21:00

Wer auf die Karte guckt oder es einfach weiß: Um von Rumänien die Schwarzmeerküste herunter fahrend in die Türkei zu gelangen, der muß durch Bulgarien hindurch. Da ich in Istanbul mit Merrit verabredet bin, kann ich mir nicht so wahnsinnig viel Zeit lassen, ich würde ihn nur ungern am Flughafen stehenlassen, nur weil ich mir Sofia anschauen wollte, wo ich gerade die alljährliche ECIS verpaßte. Ich wollte auch nicht einfach an einem Tag durch das Land rauschen, wie es anfangs möglich schien (sind ja nur 350 – 450 km…). Darum gab ich mir drei Nächte Zeit, um anschließend auf türkischem Boden anzukommen.

Ich kann nicht behaupten, daß ich bereue mir die Zeit gelassen zu haben. Zuerst ließ ich mich in Bulgariens Norden von der Küste beeindrucken, die keine reine Sandstrandküste mehr ist, sondern sich in eine Felsenküste verwandelt hat. Kurz hinter der Grenze fuhr ich zu einer Stätte der Geschichte, Kamen Bryag. Ich nenne sie so, weil dort verschiedenste Kulturen (Thraker, Römer, viel frühere Bewohner) ihre Spuren hinterlassen hatten. Ausgeschildert war der Ort komischerweise nicht, ich fand ihn nur dank Triposo und openstreetmaps. >Auf dem frei begehbaren Gelände gab es in den Fels gehauene Grabstätten, Wohnhöhlen und natürlich auch eine Höhlenkirche zu besichtigen. OK, letztere ist eigentlich gesperrt, weil sie bei einem Erdbeben 2009 (?) beschädigt wurde und die Sicherheit nicht mehr so ganz klar ist. Aber eine Bulgarin, die mit einem lokalen Führer durch die Gegend rannte, teilte mir mit, daß ich sie gesehen haben sollte. Ich könne ja auch eh kein Bulgarisch, entsprechend könne ich auch die Verbotsschilder nicht lesen. Richtig beeindruckt war ich nicht, zusätzlich zu der Arbeit des Höhlengrabens waren halt noch ein paar Kreuze in die Wand gemeißelt worden.

Vor dem Kirchenbesuch hatte mir der gleiche lokale Führer auch noch eine Höhle gezeigt, zu der man etwas herunterklettern mußte, was ich lieber ohne Rucksack machte. Das Meer wäre bei einem eventuellen Absturz für die elektronischen Geräte im Rucksack das Ende (und für mich vermutlich auch). Nach dem Abstieg hatte man aus den beiden benachbarten Höhlen eine phantastische Aussicht aufs Meer, hatte einen Balkon direkt über dem Wasser und in der Höhle sogar einen direkten Zugang hinunter. Es war ziemlich beeindruckend. Wenn man auf dem Gelände ein wenig abseits der Wege ging, oder besser gesagt den kleineren Trampelpfaden folgte, dann kam man zu noch vielen weiteren Höhlen. Manche wurden offensichtlich noch immer genutzt, dort gab es Sitzgelegenheiten aus Holz und offensichtliche Strohlager.

Ich verließ die Gegend beschwingt und fuhr nach Kaliakra, einem kleinen Kap in der Nähe. Das war touristisch schon etwas ausgebauter und gefiel mir schon nicht mehr so. Zudem hatte sich das bulgarische Militär auch noch einen Platz darauf gesichert, was wirklich unpassend scheint. Darum fuhr ich dann auch recht bald weiter, ich wollte mir an dem Tage noch ein ca. 200 Jahre altes Höhlenkloster anschauen. Aladzha hieß das Ding und war auch wieder ziemlich touristisch, aber nicht mehr um die Uhrzeit und entsprechend entspannt konnte ich da durch die Höhlen laufen. Umgehauen hat es mich nicht mehr, nicht nach der morgendlichen Besichtigung der wirklich alten Höhlen (nicht, daß man den Altersunterschied wirklich sehen könnte).

Am nächsten Tag fuhr ich noch nach Nesebar, was ich so gar nicht empfehlen kann. Viele alte Kirchen, OK, aber so unglaublich viele Touristen. Mit dem Auto macht es dann noch weniger Spaß, auch wenn man gut einen Parkplatz bekommt. Die Stadt liegt halt im schrecklichen Teil der bulgarischen Schwarzmeerküste (die Mitte), in welchem alles voller Hotelbauten ist, wegen der nicht so schlechten Strände. Aber selbst mit weniger Touristen wäre es nicht so doll gewesen, nach zwei, drei Kirchen will man doch mal wieder ein Amphitheater oder eine Stadtmauer sehen. Aber naja.

Ziel am letzten Besichtigungstag war dann Beglik Tash (Sozopol wollte ich auch besuchen, aber ich fuhr dran vorbei, weil das Navi wohl nur das zuletzt eingegebene Zwischenziel verwendet…). Dort lag in einem Wald versteckt eine thrakische Kultstätte aus Monolithen zusammengestellt und -geschnitzt. Auf dem Weg dahin kam ich noch an beeindruckenden Sanddünen vorbei (Weltnaturerbe), die den Sandstrand vom Land abtrennten. Die Monolithe lassen noch heute erahnen, daß so eine Anbetung sicherlich lustig war. Vor allem war es schon erstaunlich, aus was für Brocken sie eine Sonnenuhr gebaut hatten. Leider hat wohl mal ein Erdbeben die Steine zum Kippen gebracht, aber an sich kann man die Uhr noch gut erahnen.

Auf OSMand (meiner tablet-Karte) erkannte ich dann noch einen Strand in der Nähe, also weit weg von Hotels und Campingplätzen. Ich fuhr ein Stück dahin, dann mußte ich wegen einer Schranke per pedes weiter. Als ich am Meer ankam, fühlte ich mich an Thailand erinnert. Das Wasser, der Strand, die Sonne, es wirkte so perfekt! Bis auf das ältere Nudistenpaar störte da nichts die Ruhe. Aber mein Schwimmzeug wollte ich deswegen nicht holen (2km zum Auto und wieder zurück). Aber hätte ich es dabei gehabt, dann wäre ich vermutlich sogar zum ersten Mal in diesem Urlaub Schwimmen gegangen. Ich kann zwar schwimmen, aber irgendwie mag ich Wasser lieber aus einem Duschkopf, als als Becken oder eben Meer.

Apropos Duschkopf. Auf einem Campingplatz durfte ich die bisher skurrilste Duschanlage sehen. Ich habe mich ja an miese Sanitäranlagen gewöhnt. Ich habe genug Überbleibsel kommunistischer Freizeitlager gesehen und verwendet und hoffe halt, daß es bei einer Dusche einen Duschvorhang gibt, weil sonst immer alles so naß wird. Bei dem skurrilen Platz war aber der festinstallierte Duschkopf im gleichen kleinen Räumchen untergebracht, wie auch das WC. Man hätte sich beim Erleichtern entweder die Füße Duschen können, oder eben beim Duschen stehend die Toilette verwenden können. Ich habe diese „Sanitär“-Kombination nicht als Dusche verwendet, es kam mir eben so gar nicht sanitär vor..

Am nächsten Tag habe ich dann die Grenze zur Türkei überschritten.

Bevor ich in die Galerie entlasse, muß ich noch was loswerden, was sich bei mir schon ein wenig angesammelt hat. Warum muß überall Müll rumliegen? Warum kann man seinen Scheiß nicht wieder mitnehmen und zu Hause in den Eimer werfen? Es wird nicht heimeliger, wenn an jedem Parkplatz, an jedem Grillplatz eine kleine Deponie entsteht. Das krasseste Beispiel von Dreistigkeit sah ich in Rumänien. Eine Italienerin hatte am Straßenrand angehalten und befreite ihren Wagen von Müll, indem sie diesen, ins Auto gelehnt, hinter sich in den Straßengraben warf. Hätte sie das Auto einen Meter weiter vorne geparkt, wäre der Müll vielleicht ungewollt in den vorhandenen Mülleimer geflogen. So flog er halt in den Graben und fliegt halt beim nächsten Windstoß durch das Land.
Klar, auch in Deutschland gibt es dieses Problem, aber da sehe ich es seltener. Zum einen, weil ich dort weniger unterwegs bin und zum anderen wegen des Pfandes auf die Plastikflaschen. Ich bin mir sicher, das würde in allen anderen Ländern zu einer deutlichen Reduktion des Mülls sorgen. Oder bei Abschaffung des Pfandes für ein ähnlich hohes Müllaufkommen. Außerdem scheint es mehr wilde Deponien zu geben als in Deutschland. Da wurde aber auch in den letzten 30 Jahren ziemlich dran gearbeitet, um die Einstellung in den Köpfen zu ändern (zumindest bezüglich der Entsorgung von größeren Mengen Mülls).
Ich frage mich wirklich, was in den Köpfen vor sich geht. Es ist für mich absolut nicht nachzuvollziehen, wieso man in jedem Naturschutzgebiet, in jeder Stadt, an jedem Ort seinen Scheiß einfach so fallen läßt, egal was es ist. Und wenn man gerade einen Fernseher zu viel hat? Ab in den Busch. Es macht die Plätze nicht wirklich schöner und ist irgendwie frustrierend. Deutschland hatte vermutlich Glück, daß zu der Zeit der Schmutzfinken die Plastikverpackungen noch nicht so verbreitet waren.

So, genug davon, ab in die Galerie.

Denkste. Eines noch. Ich war ja in Rumänien von den Pferdekutschen schon angetan. In Bulgarien gibt es die auch, aber nicht nur: Es gibt auch noch Esel als Zugtiere! Das finde ich noch viel herziger, weil die kleiner sind. Die wirken dann vor den Karren noch viel winziger… Außerdem sehen Esel irgendwie lustig aus, der Schädel ist so riesig im Vergleich zum Kopfe.

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