Grimms Welt Reisen, Geschichten und Politik

14. Mai 2009

Nach langer Abstinenz wieder mal da, diesmal Thema: Dummheit

Filed under: Allgemeines — Grimm @ 18:48

Ich möchte heute mal zu dem unangenehmen Thema Winnenden Stellung beziehen, welches mich durch meine Hobbies „Computerspielen“ und gelegentliches „Airsoftspielen“ durchaus affektiert. Ich mußte in den Nachrichten immer und immer wieder feststellen daß Politik nicht funktioniert, weil Selbstdarsteller gewählt werden, nicht fachlich kompetente Leute.

Fangen wir an mit dem krassen Beispiel der Opfergruppe des Attentäters:

Frauen waren wohl seine gewählte Opfergruppe. Ist das untersuchenswert? Oder sollte man wegen des einen männlichen Schülers in der Gruppe von 9 SchülerInnen das „Innen“ weglassen? Die Medien entschlossen sich recht schnell dazu überzugehen. Desweiteren wurde dahingehend auch nicht weiterdiskutiert. Hierzu muß ich tatsächlich mal die Emma paraphrasieren: „Wäre er in eine Klasse gegangen und hätte 8 Türken und einen Kumpel der Türken abgeknallt und hätte die Deutschen lebengelassen, was wäre dann die vermutete Ursache gewesen?“ Ein drastischer und sehr passender Vergleich. Leider fand diese Betrachtungsweise hauptsächlich in der Emma Platz, was traurig ist, weil die Zeitschrift ihre guten Artikel unter sehr viel Müll verbirgt (z.B. „Ein Recht auf Wahrheit“, 3/2009, Interview mit der Pfeife Christian).

Was waren dann aber die Gründe für den Blutlauf?

Ich werde erstmal nur zu dem ehemals geplanten Verbot von Paintball was sagen.

  • Wie kommt man von Airsoft auf Paintball? Weder sehen sich die Waffen ähnlich, da Airsoft auf Replika echter Waffen baut, Paintball dies jedoch vermeidet. Airsoftwaffen sind jedoch nicht zu verwechseln mit Luftdruckgewehren, auch wenn manche das tun, die Sueddeutsche zum Beispiel.
  • Wieso will man etwas verbieten, von dem man keine Ahnung hat? Zitat: „Wir wissen momentan noch zu wenig darüber, wie gefährlich das Spiel wirklich ist“, Reinhard Grindel, CDU.

Naja, man hat also eingesehen, daß man es nicht verbieten sollte. Was könnte man aus dem Debakel dann noch machen? Ach ja, das Mindestalter erhöhen. Auf was? 21? 40, 70?

  • Wieso darf man mit 17 in die Bundeswehr, also tatsächlich für den Krieg üben, obwohl Personen unter 18 laut UN-Konvention noch Kinder sind?
  • Wieso soll das Mindestalter für Painball erhöht werden, wenn das Mindestalter für großkalibrige, echte Waffen gerade mal auf den jetzigen Stand für Paintballwaffen erhöht werden soll?

Wie man also gut sehen kann, ergibt diese ganze Diskussion überhaupt gar keinen Sinn. Die automatischen „Ich muß etwas tun“ und „Ich habe auch eine Meinung“-Reaktionen der Politiker haben mal wieder gezeigt wie wenig Ahnung sie doch haben, wenn sie den Mund aufmachen. Manchmal, s.o., geben sie es wenigstens zu… Nur nagt dann immer die Frage an mir: Bei welchen Themen sind sie genauso planlos? Ach ja, bei Computerspielen und Internet. Bei den anderen Fachgebieten kann ich es nicht gut genug einschätzen, weswegen ich (im Gegensatz zu Politikern) meine Gosch halte.

3 Comments »

  1. Schön geschrieben! Auch ich frage mich durchaus, wieso, wenn nach jedem Amoklauf (so tragisch diese fraglos sind) festgestellt wird, daß die Waffen, die dafür verwandt wurden, aus dem Umkreis eines Schützenvereins kamen, immer als erster Grund das Computerspiel „Counterstrike“ und als zweiter Grund scheinbar wahllos „Paintball“ oder „Softair“ herangezogen wird.

    Keine Frage, sowohl bei „Counterstrike“ als auch bei „Paintball“ und „Softair“ -spielen geht es darum, auf andere Mitspieler zu schießen, und die Legitimität solcher Spiele in unserer Gesellschaft wird meines Erachtens nach durchaus zu Recht hinterfragt. Was mich allerdings dann doch ärgert ist die Tatsache, daß scheinbar kein Politiker (und wohl auch kaum ein Journalist, zumindest wäre mir das neu) ernsthaft in Erwägung zieht, daß vielleicht der Umgang mit echten, großkalibrigen und halbautomatischen Waffen ebenfalls für das Drama verantwortlich sein könnte!

    Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß kein Softair- bzw. Paintball- und erst Recht kein Computerspiel auch nur annähernd das Gefühl von Macht, kalter, absoluter Macht über das Höchste Gut, das wir haben, nämlich das Leben, in dem Maße zu vermitteln vermag, wie eine echte Waffe dies tut. Bei der Bundeswehr habe ich die (für mich durchaus erschreckende) Erfahrung machen können, was es bedeutet, mit einem geladenen Maschinengewehr herumzulaufen. Zu wissen, daß all die Leute, die sich so sorglos um mich herum bewegten, dies einzig aus dem Grund auch weiterhin tun konnten, weil ich gut genug erzogen war und keinen Haß auf meine Mitmenschen entwickelt habe. Wäre ich labiler gewesen, wäre ich heimlich depressiv gewesen oder hätte ich mich maßlos über die Gesellschaft geärgert, hätte ich an diesem Tage problemlos das Leben von über hundert Menschen beenden können, ohne daß sie auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätten, sich zu wehren oder zu entkommen, und warum? Weil ich ein schweres MG mit einer Kadenz von ca. 1200 Schuß/min hatte und damit umzugehen verstand (was tatsächlich überraschend einfach ist).

    Das nämliche gilt für großkalibrige halbautomatische Waffen wie die Beretta Kaliber 9 mm, die der Amokläufer in Winnenden benutze. Keines der Opfer hatte eine Chance, da man mit dieser Waffe so schnell schießen kann, daß man sie alle erwischt.
    Das wäre nicht passiert, wenn Schützen in Deutschland nur sog. „Single Action“-Waffen führen dürften, also Waffen, die man nach jedem Schuß nachladen muß. Diese hätten den Schülern und Lehrkräften ermöglicht, nach jedem abgefeuerten Schuß entweder zu fliehen oder den Täter zu überwältigen.

    Weiterhin sollte man meiner Meinung nach dringend überprüfen, wie sinnvoll es ist, daß die Schützen ihre Waffen zu Hause, also faktisch gesehen außerhalb der Kontrolle des Staates oder auch nur des VBereines aufbewahren dürfen. Das Drama von Winnenden wäre nicht möglich gewesen, wenn der Vater des Täters nicht entgegen der Regeln seine Waffe nebst Munition für seinen Sohn erreichbar zu Hause gelagert hätte. Die geltenden Gesetze sind also erwiesenermaßen ganz einfach zu umgehen, und die enorme Zahl der Schützen mit eigener Waffenbesitzkarte macht eine regelmäßige Kontrolle logistisch extrem aufwendig bis unmöglich.
    Die einzige Lösung dieses Problems kann daher darin bestehen, daß die Schützen verpflichtet werden, ihre Waffen in geeigneten Waffenschränken auf dem Gelände des jeweiligen Schützenvereins aufbewahren dürfen, und zwar getrennt von der Munition und am besten in Waffenschränken, die nur von zwei verschiedenen Schlüsseln geöffnet werden können.
    Das mag zwar die Bequemlichkeit der Schützen erheblich einschränken, aber wenn dadurch auch nur ein Kind NICHT erschossen wird, hat sich die Rechnung nach meinem Dafürhalten bereits gelohnt.
    Also liebe Politiker, überlegt Euch mal, wo Eure Prioritäten liegen und seht die Schützen in Deutschland nicht länger als heilige Kühe, wenn es doch so viele schwarze Schafe unter ihnen gibt …

    Falkenhayn

    Kommentar by Falkenhayn — 15. Mai 2009 @ 02:37

  2. Dann kommentieren wir mal der Reihe nach. Zuerst zu Grimms post:

    In der Tat wird auch nach dieser Tragödie wieder einmal deutlich, dass die Politik und die Presse schnell die falschen Zielgruppen ins Visier nehmen während die eigentlichen Probleme (Zugang zu scharfen Waffen und – noch viel grundlegender – Umgang der Gesellschaft mit Außenseitern [mobbing etc.]) verschwiegen werden. Ich bin mir gar nicht so sicher, dass Unkenntnis besagter Freizeitaktivitäten der Hauptgrund ist. Das kann genauso ein Lobbyproblem sein. Man weiß, dass Paintballspieler eigentlich recht harmlos sind, kann es sich aber leisten, der Schusswaffenlobby zu Liebe diese Gruppe öffentlich zu brandmarken, da sie ihrerseits ja keinen großen Einfluss hat. Dafür spricht, dass Paintball bis jetzt noch nicht verboten wurde – und das trotz mehrerer Amokläufe. Die Leute wissen eben einfach, dass schon sehr bald Gras über solche Sachen wächst.
    Ein kleiner Hinweis noch zur Süddeutschen: die Zeitung kann mit Recht von Luftdruckwaffen sprechen, wenn es um Softair geht. Die meisten Gewehre (also all die, die keine Kinderspielzeuge sind) verschießen die Kugeln tatsächlich mit in der Waffe durch Motor und Feder über Ventilzylinder aufgebautem Luftdruck. Würde die Kugel mit einer Art Hammer angetrieben wäre bei den härteren Federn keine Präzision mehr möglich, da die Kugeln eine Macke bekommen würden was wiederum ihre Flugbahn versauen würde. „Richtige“ Softairwaffen vermitteln der Kugel über einen in den Lauf ragenden Gummiring einen rückwärtsdrall, der dafür sorgt, dass die Kugel länger geradeaus fliegt bevor sie absackt. All das, ohne die Kugeloberfläche zu beschädigen.

    Nun zu Falkenhayn:

    wie wir beide ja schon am Abend des Amoklaufes besprochen haben ist das Sportschießen unerklärlicherweise mit polizei- oder militärtauglichen Pistolen erlaubt. Die einzige Alternative ist: Kleinkalibrige Waffen mit Ladestreifen von nicht über 5 Schuss, die nach jedem Schuss manuell nachgeladen werden müssen (ich erinnere da an die Gewehre von Langlaufschützen im Biathlon), genau wie Du es beschrieben hast. Einen Treffer aus einer cal.22 Waffe kann man mit Glück überleben. Bei 9mm oder cal.45 ist das schon deutlich unwahrscheinlicher. Und in der Tat: mit einem Jagdgewehr (single action) wurde meines Wissens nach noch kein Amoklauf in einer Schule verübt.
    Zu den Waffenschränken hier eine kleine Idee: warum nicht ein Gesetz erlassen, dass Waffenschränke nur noch im Verein zugelassen sind (wie bereits erwähnt) und dass diese darüberhinaus auch mit der Polizei vernetzt sein müssen (ist technisch sicherlich machbar). Ich stelle mir das so vor: der Vorstand des Vereins ist haftbar für Waffenmisbrauch mit im Verein verwendeten Waffen. Der Vorstand kann bei der Polizei melden (mit eigenem Kennwort / Retinascan ( DNA-Analyse, you name it), dass eine Waffe entnommen werden soll (und für wie lange). Das Polizeisystem vermerkt das. Nach verstrichener Zeit muss die Waffe wieder im Schrank „eingecheckt“ werden. Sollte der Schrank ohne Anmeldung geöffnet werden oder sollte eine Waffe nicht rechtzeitig wieder an ihrem Platz sein schlägt das Polizeisystem Alarm und die Beamten wissen bescheid welche Art von Schusswaffe wo entnommen wurde (und wann!).
    Dieses System würde sicherlich dazu führen, dass…

    – die Zahl der Schützenvereine drastisch sinken würde

    – die Zahl der Waffennerds im Verein gegen Null gehen würde (siehe Kleinkaliber Wettbewerbspistole)

    und – die (wenigen verbleibenden) Vereinsvorstände scharf darauf achten würden, wer was mit den angemeldeten Waffen anstellt (eigene Haftbarkeit).

    Abgesehen von der Idee mit den vernetzten Wafenschränken haben Falkenhayn und ich alle Veränderungsvorschläge als Petition in den Bundestag eingereicht (geht ganz einfach auf deren Homepage). Vor zwei Wochen habe ich einen Brief vom Bundestag erhalten in dem steht, dass es bereits eine ähnliche Petition gibt und dass die Inhelte unserer Petition in diese inkorporiert würden, um eine Flut von an sich gleichen Petitionen zu vermeiden.

    Es lebe die Internetdemokratie (so lange es sie noch gibt)!

    Grendel.

    Kommentar by Grendel — 16. Mai 2009 @ 20:08

  3. Hmm, danke für den Hinweis mit den Airsoftwaffen. Technisch sind sie wohl dann Luftdruckwaffen, auch wenn ich es merkwürdig finde sie mit den Nicht-Airsoft-Luftdruckwaffen unter einen Hut zu stecken.

    Kommentar by Grimm — 25. Mai 2009 @ 18:43

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